Alarmierende Bilanzprüfungen: Wirtschaftsprüfer übersehen Insolvenzgefahren

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Laut einer aktuellen Studie des Audit Reform Lab der Universität Sheffield haben Wirtschaftsprüfer in Großbritannien bei drei Vierteln der großen Unternehmenszusammenbrüche seit 2010 nicht rechtzeitig vor drohenden Insolvenzen gewarnt, was ernsthafte Bedenken bezüglich der Erfüllung ihrer Kernfunktionen weckt. Es wurde festgestellt, dass in drei von vier Bilanzprüfungen keine Hinweise auf 'wesentliche Unsicherheiten in Bezug auf die Unternehmensfortführung' gegeben wurden, obwohl dies im Jahr vor dem Scheitern der Unternehmen hätte geschehen sollen. Wirtschaftsprüfer sind grundsätzlich dazu verpflichtet, eine Warnung auszusprechen, wenn sie das Risiko einer Insolvenz erkennen – nicht erst dann, wenn sie vorhersagen, dass eine solche unvermeidlich ist. Die Analyse von Prüfberichten der 250 größten öffentlich gelisteten Unternehmen, die zwischen 2010 und 2022 zusammenbrachen, zeigte, dass EY bei lediglich 20 Prozent der von ihnen geprüften Unternehmen im Vorjahr des Scheiterns eine entsprechende Warnung aussprach – das niedrigste Ergebnis unter den Big Four. PwC, Deloitte und KPMG lagen hier bei 23, 36 und 30 Prozent. Noch schlechter schnitten Prüfer abseits der Big Four ab: Hier wurden lediglich für 17 Prozent der zusammengebrochenen Unternehmen Warnungen ausgesprochen. Parallel dazu stieg die durchschnittliche Partnervergütung bei den Big Four um fast ein Drittel auf 872.500 Britische Pfund zwischen 2020 und 2022. Aus dem Report geht ebenfalls hervor, dass es beunruhigend ist, dass Wirtschaftsprüfer nicht kritisch genug seien. Von den 250 liquidierten Unternehmen zahlten 38 in ihrer letzten Bilanz Dividenden, zehn davon sogar trotz Verlusten. Zwei Unternehmen schütteten Dividenden aus, obwohl sie Verluste verbuchten und ihre Nettovermögensbilanz negativ war – ein starkes Insolvenzrisiko. Die Veröffentlichung dieses Berichts erfolgt nur Tage nachdem die britische Rechnungslegungsaufsichtsbehörde hohe Geldstrafen gegen PwC und EY wegen Prüfungsversäumnissen im Zusammenhang mit London Capital & Finance verhängt hat – einer Investmentgruppe, die im Zentrum eines der größten Spar-Skandale der letzten Jahre steht. Eine Reihe von spektakulären Unternehmenspleiten, darunter der Einzelhändler BHS, der Dienstleister Carillion und die Reisegruppe Thomas Cook, hat dazu geführt, dass die Regierung strengere Regeln für den Prüfungssektor plant – deren Umsetzung sich jedoch verzögert hat. Auch die Etablierung der Audit, Reporting and Governance Authority (Arga), einer neuen, leistungsfähigeren Aufsichtsbehörde für Rechnungslegung und Vorstandsräume, stößt auf Rückschläge. Im März warnte Richard Moriarty, der Geschäftsführer des Financial Reporting Council, dass er nur 'der Sheriff für die halbe Grafschaft' sei und ohne das verzögert verabschiedete Gesetz um Finanzierung 'betteln' müsse, um einen stärkeren Prüfungsregulator zu etablieren. Obwohl das FRC in den letzten Jahren die Gesamthöhe der verhängten Bußgelder gegen Firmen deutlich erhöht hat, kritisiert der Bericht des Audit Reform Lab, dass diese Strafen zu niedrig seien, um 'Partnergehälter wesentlich zu beeinflussen – sie bieten keine ausreichende Abschreckung und ermöglichen es den Firmen, weiterhin für Versagen belohnt zu werden'. Das Fazit des Berichts ist beunruhigend: 'Solange die Kultur der Bilanzprüfung nicht reformiert und ein neuer sowie effektiverer Regulator installiert ist, werden Partner von Wirtschaftsprüfungen weiterhin enorme finanzielle Belohnungen erhalten, trotz fortgesetzter Prüfversäumnisse, die das Geschäftsklima und unsere Wirtschaft im weiteren Sinne schädigen.' EY, PwC, Deloitte und KPMG lehnten einen Kommentar ab. Das FRC hat nicht sofort auf eine Kommentaranfrage reagiert.
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