Die US-Notenbank Federal Reserve steht kurz davor, erstmals seit über vier Jahren die Zinsen zu senken. Auf der nächsten Sitzung in der kommenden Woche könnte der Leitzins um 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte gesenkt werden. Diese Aussicht hat die Wetten der Anleger auf eine größere Zinssenkung in den letzten Tagen deutlich erhöht.

Händler in den Swap-Märkten preisen nun eine 49-prozentige Chance für eine Senkung um einen halben Prozentpunkt ein. Noch am Donnerstag lag diese Wahrscheinlichkeit bei nur 15 Prozent. Marktexperten wie Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management halten eine solche Zinssenkung für „sehr wahrscheinlich“.

Diese Erwartung trieb die US-Aktienmärkte nach oben, wobei der S&P 500 und der Nasdaq Composite die stärksten Wochengewinne des Jahres verzeichneten – 4 bzw. 6 Prozent.

Einige Analysten, darunter der ehemalige Präsident der New Yorker Fed, Bill Dudley, sehen eine „starke Notwendigkeit“ für eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte, um das Wachstum bei einem aktuellen Zinsniveau von 5,25 bis 5,5 Prozent, dem höchsten Stand seit 23 Jahren, zu unterstützen. Die Fed hat in der Vergangenheit üblicherweise Zinsschritte von 0,25 Prozent vorgenommen, doch ein größerer Schritt könnte als präventive Maßnahme gegen eine Abschwächung der Wirtschaft dienen.

Die Diskussionen um den Umfang der Zinssenkung finden kurz vor der US-Präsidentschaftswahl statt, was die Bedeutung dieser Entscheidung weiter verstärkt. Experten erwarten, dass die US-Wirtschaft in einer „weichen Landung“ geführt werden könnte, bei der die Inflation gebremst wird, ohne dass eine Rezession ausgelöst wird.

Trotz einer Rückkehr der Gesamtinflation auf 2,5 Prozent, nahe dem Ziel der Fed von 2 Prozent, bleibt die Kerninflation mit 3,2 Prozent weiterhin hoch, insbesondere aufgrund des Drucks im Wohnungsmarkt. Dies stellt die Fed vor eine schwierige Entscheidung.