Bafin deckt auf: Weitere Bilanzfehler bei Adler Gruppe entlarvt

27.12.2023, 18:00

Die Adler Real Estate sieht sich weiterhin mit anhaltenden Vorwürfen konfrontiert, nun bestätigt die staatliche Finanzaufsicht erneut überhöhte Bewertungen in der Bilanz des Immobilienkonzerns.

Eulerpool News 27. Dez. 2023, 18:00

Seit Jahren muss sich Adler Real Estate mit Vorwürfen auseinandersetzen. Nun hat die staatliche Finanzaufsicht Bafin erneut zu hohe Bewertungen in der Bilanz des Immobilienkonzerns bescheinigt.

Die Finanzaufsicht hat festgestellt, dass die finanzielle Lage von Adler Real Estate in den Bilanzen der Jahre 2020 und 2021 deutlich zu positiv dargestellt wurde. Dies betrifft sowohl überhöhte Wertansätze für das Immobilienprojekt "Glasmacherviertel" in Düsseldorf, welche die Bilanzprüfer der Bafin bereits für das Jahr 2019 kritisiert hatten, als auch eine zu hohe Bewertung der Beteiligung an der Wohnungsgesellschaft Accentro.

Zudem wurde im Abschluss für 2021 nicht vermerkt, dass Adler Real Estate für ein umstrittenes Darlehen in Höhe von 265 Millionen Euro an die luxemburgische Muttergesellschaft Adler Group keine Sicherheiten erhalten hat.

Die Bafin hat das mehr als zwei Jahre dauernde Bilanzkontrollverfahren gegen Adler Real Estate damit abgeschlossen. Sie hat seit dem Wirecard-Skandal die Aufgaben der "Bilanzpolizei" DPR bei börsennotierten Firmen übernommen. Die Adler Group betont, dass von der Bafin weder eine Neuaufstellung der Bilanzen verlangt noch ein Bußgeld verhängt wurde. Sie teilt auch weiterhin nicht die Skepsis der Bafin zum "Glasmacherviertel" und hält die Bewertung von 270 Millionen Euro zum Ende des Jahres 2021 für "angemessen und korrekt".

Adler prüft nun, ob sie gegen die Fehlerfeststellung vorgehen wird. Bereits vor mehr als zwei Jahren geriet das Unternehmen in die Kritik des britischen Leerverkäufers Fraser Perring. Dieser hatte dem Immobilienkonzern vorgeworfen, die Bewertungen zahlreicher Immobilien künstlich zu hoch anzusetzen. Adler hatte Schwierigkeiten, neue Wirtschaftsprüfer für seine Bilanzen zu finden.

Nach Einschätzung der Bilanzprüfer war das "Glasmacherviertel" in der Bilanz für das Jahr 2020 um mindestens 86 Millionen Euro zu hoch bewertet. Auch für das Jahr 2021, nach der Rückabwicklung des Verkaufs des Projekts, war es seiner Meinung nach mit weniger als 270 Millionen Euro bewertet.

Das geplante Wohnviertel soll auf dem Gelände einer ehemaligen Glashütte im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim entstehen. Die Annahmen zum Baubeginn und zur Fertigstellung des Projekts waren nach Ansicht der Bafin zu optimistisch, insbesondere da keine Bebauungsplanung für das Gelände vorlag.

Auch die 59 Millionen Euro aus dem Verkauf der Aktienmehrheit an Accentro im Jahr 2017 hätten laut Bafin mit einem Risikoabschlag in der Bilanz ausgewiesen werden müssen. Denn der Käufer der Anteile hat mehrere Zahlungsfristen verstreichen lassen, nachdem Adler ihm bereits die Aktien übereignet hatte. Trotzdem wurden die Papiere zum Börsenkurs bewertet. Mittlerweile gehört Accentro zu 83 Prozent dem Finanzinvestor Brookline, der 2017 eingestiegen ist.

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