Der irische Billigflieger Ryanair hat die Bundesregierung scharf kritisiert und fordert die Rücknahme der im Mai erhöhten Luftverkehrssteuer. Andernfalls, so droht das Unternehmen, werde es sein Angebot von deutschen Flughäfen im kommenden Sommer um weitere zehn Prozent, das entspricht rund 1,5 Millionen Sitzplätzen, reduzieren. Diese Kapazitäten sollen in Länder mit einer günstigeren Kostenstruktur verlagert werden.
Ryanair, Europas passagierstärkste Fluggesellschaft, fordert darüber hinaus eine Absenkung der Gebühren für die Flugsicherung sowie den Verzicht auf die geplante Erhöhung der Gebühren für Luftsicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen. Laut Airline-Chef Eddie Wilson sind die hohen staatlich bedingten Kosten der Hauptgrund dafür, dass sich der Luftverkehr in Deutschland im europäischen Vergleich am langsamsten vom Covid-Schock erholt. "Der deutsche Luftverkehrsmarkt ist zerrüttet und muss dringend saniert werden", erklärte Wilson in einer Mitteilung. Zudem warf er der Lufthansa vor, ein "Hochpreis-Monopol" zu betreiben, das die Flugpreise in Deutschland zu den höchsten in Europa mache.
Statistische Daten unterstützen Ryanairs Kritik: Das Statistische Bundesamt bestätigte kürzlich die hohen Flugpreise in Deutschland. Während die Preise für Langstreckenflüge im ersten Halbjahr 2024 leicht sanken, stiegen die Kosten für Europaflüge im gleichen Zeitraum um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) äußerte sich kritisch zur hohen Kostenbelastung in Deutschland und forderte ein Moratorium zur Entlastung der Luftfahrtbranche.
Im Londoner Handel reagierte die Ryanair-Aktie auf die Nachrichten mit einem leichten Verlust von 1,44 Prozent und notierte zeitweise bei 12,32 Pfund.