Der japanische Automobilhersteller Nissan steht vor einem entscheidenden Jahr und sucht nach einem langfristigen Ankerinvestor, da der langjährige Partner Renault seinen Anteil weiter reduziert. Laut informierten Kreisen verhandelt Nissan mit Banken, Versicherungsgruppen und auch Honda, um die Stabilität des Unternehmens inmitten von Restrukturierungsmaßnahmen und rückläufigen Verkaufszahlen in China und den USA zu sichern.
Nissan erwägt, Honda Anteile am Unternehmen zu verkaufen, obwohl dies laut Insidern eine „letzte Option“ bleibt. Gleichzeitig hat Honda signalisiert, offen für eine stärkere Zusammenarbeit zu sein. Beide Unternehmen intensivieren ihre Gespräche zur Entwicklung von Elektrofahrzeugen (EVs) und Softwaretechnologien, um der wachsenden Konkurrenz aus China und den Unsicherheiten auf dem US-Markt nach der Wiederwahl von Donald Trump zu begegnen.
Ein hochrangiger Nissan-Vertreter kommentierte: „Wir haben 12 bis 14 Monate, um zu überleben. Wir brauchen dringend Stabilität und Wachstum.“
Renault, das Nissan 1999 vor der Insolvenz gerettet hatte, hält nach einer Neuausrichtung der Allianz nur noch 36 Prozent der Anteile, darunter 18,7 Prozent in einem französischen Trust. Dieser Anteil wird schrittweise abgebaut. Renault bleibt jedoch offen für eine strategische Zusammenarbeit mit Nissan und Honda, um Synergien im Bereich Elektromobilität zu nutzen. Der französische Autobauer unterstützt die Gespräche und bezeichnete eine stärkere Bindung zwischen Nissan und Honda als „potenziell vorteilhaft“.
Nissan plant zudem, seinen Anteil an Mitsubishi Motors von 34 auf 24 Prozent zu reduzieren, um seine Bilanz zu entlasten. Mitsubishi könnte als Schlüsselpartner für die Märkte Südostasiens und mit seiner Expertise bei Plug-in-Hybriden eine wichtige Rolle spielen.
Die Unsicherheiten bei Nissan haben Investoren wie Effissimo Capital Management und Oasis Management angezogen, die bereits für aktivistische Kampagnen gegen asiatische Unternehmen bekannt sind. Dies erhöht den Druck auf das Management, eine nachhaltige Lösung zu finden.
Die Gespräche mit Honda und anderen potenziellen Investoren werden als Testfall für die Zukunft der Automobilindustrie gewertet. Dabei stellt sich die Frage, ob größere Zusammenschlüsse wie bei Stellantis oder strategische Partnerschaften wie zwischen Nissan und Honda die bessere Antwort auf die aktuellen Herausforderungen sind.