Machtkampf in Italiens Finanzsektor: Übernahmepläne verschärfen das Chaos

Italiens Banken und Versicherer kämpfen um Einfluss, doch statt klarer Lösungen droht ein unübersichtliches Machtgerangel.

5.2.2025, 09:55
Eulerpool News 5. Feb. 2025, 09:55

Italiens Finanzsektor steht vor einer umfassenden Neuordnung, doch anstelle klarer Lösungen zeichnet sich ein komplexes Machtgerangel ab. Der jüngste Versuch einer Konsolidierung bringt gleich mehrere Banken und Versicherer in Stellung – mit ungewissem Ausgang für Aktionäre.

Auslöser des aktuellen Machtkampfs ist das Übernahmeangebot von UniCredit für die Banca Popolare di Milano (BPM). Damit torpediert die Bank eine zuvor angedachte Fusion zwischen BPM und Monte dei Paschi di Siena (MPS). Zeitgleich unternimmt MPS eine feindliche Übernahme von Mediobanca, dem größten Aktionär des Versicherungsriesen Generali. In einer überraschenden Wendung am Wochenende gab UniCredit bekannt, sich mit vier Prozent an Generali beteiligt zu haben.

Die verworrene Situation wurzelt in zwei strukturellen Problemen des italienischen Finanzsektors: Die Banklandschaft ist weiterhin zersplittert, mit zwei dominierenden Akteuren – Intesa Sanpaolo und UniCredit – sowie einer Reihe kleinerer Institute, die langfristig kaum überlebensfähig sind. Zudem hat Generali als eines der Kronjuwelen der italienischen Wirtschaft den Anschluss an die internationale Konsolidierung verpasst, was Kritiker vor allem Mediobanca anlasten.

Die angestrebten Fusionen könnten zwar einen Teil dieser Probleme lösen, doch sie bergen neue Herausforderungen. Während ein Zusammenschluss von UniCredit und BPM strategisch sinnvoll erscheint, fehlt einer Fusion von MPS und Mediobanca jegliche wirtschaftliche Logik. Die Geschäftsfelder überlappen sich kaum, zudem basiert das Wertsteigerungspotenzial von MPS auf der aggressiven Nutzung latenter Steueransprüche.

Noch komplizierter wird die Lage durch das Eingreifen zweier Großaktionäre: Der Bau- und Medienunternehmer Francesco Gaetano Caltagirone sowie Delfin, die Investmentgesellschaft der Familie Del Vecchio, haben wiederholt versucht, die Kontrolle über Generali zu übernehmen – bislang ohne Erfolg. Nun halten sie gemeinsam 17 Prozent an Italiens größtem Versicherer, während Mediobanca mit einem 13-Prozent-Anteil ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt. Mit UniCredits neuer Beteiligung steht eine Neuordnung der Machtverhältnisse bevor.

Die offenen Fragen sind zahlreich: Wer wird am Ende welchen Konzern kontrollieren? Wird Generali gestärkt oder noch weiter geschwächt aus dem Machtkampf hervorgehen? Trotz aller Bewegung bleibt der Eindruck, dass Italien die Gelegenheit für eine klare und nachhaltige Lösung verpasst hat. Der Finanzsektor könnte am Ende so komplex und undurchsichtig bleiben wie zuvor.

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