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Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut: 0,2 Prozent Rückgang im Jahr 2024
Deutschlands Wirtschaft bleibt in der Rezession, getrieben von schwacher Industrieproduktion, hoher Unsicherheit und strukturellen Herausforderungen.
Die deutsche Wirtschaft verzeichnete 2024 das zweite Jahr in Folge ein negatives Wachstum. Nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im Jahr 2023 meldete das Statistische Bundesamt am Mittwoch ein Minus von 0,2 Prozent für das vergangene Jahr. Damit bestätigt sich die anhaltende wirtschaftliche Schwäche der größten Volkswirtschaft Europas.
„Deutschland erlebt die längste Stagnationsphase seiner Nachkriegsgeschichte“, sagte Timo Wollmershäuser, Ökonom am Münchener Ifo-Institut, und betonte, dass die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt.
Die Schwächeperiode fällt in eine politisch brisante Zeit: Sechs Wochen vor einer vorgezogenen Bundestagswahl prägen Themen wie Deindustrialisierung, marode Infrastruktur und die Debatte über die Schuldenbremse den Wahlkampf. Friedrich Merz, CDU-Chef und voraussichtlich nächster Kanzler, verspricht eine Reformagenda mit Bürokratieabbau, Steuersenkungen und Einschnitten bei Sozialleistungen für Erwerbslose.
Während die private Wirtschaft unter Druck steht, stieg der staatliche Konsum im Vergleich zu 2023 um 2,6 Prozent.
Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, verwies auf „konjunkturelle und strukturelle Belastungen“. Dazu zählten hohe Energiekosten, ein weiterhin hohes Zinsniveau und eine unsichere wirtschaftliche Perspektive.
Im vierten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Laut Robin Winkler, Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank, sei dieser Rückgang „überraschend“ und „besorgniserregend“. Er verwies auf mögliche Einflüsse „politischer Unsicherheit in Berlin und Washington“.
Der Bundesbank zufolge dürfte die Stagnation auch 2025 anhalten, mit einem prognostizierten Wachstum von nur 0,1 Prozent. Ein Handelskonflikt mit den USA könnte das Risiko eines weiteren wirtschaftlichen Rückgangs verstärken.
US-Präsident Donald Trump plant umfassende Zölle von bis zu 20 Prozent auf alle US-Importe, was die deutsche Exportwirtschaft zusätzlich belasten könnte.
Die Krise in der Automobilindustrie verschärft die Lage. Hohe Konkurrenz aus China, der teure Umstieg auf Elektromobilität sowie hohe Energiekosten und schwache Verbrauchernachfrage setzen die Branche unter Druck. Laut Statistikamt schrumpfte die Industrieproduktion 2024 um 3 Prozent, während die Unternehmensinvestitionen um 2,8 Prozent zurückgingen.
Seit Beginn der Pandemie stagniert die deutsche Wirtschaft praktisch. Die Industrieproduktion liegt weiterhin über 10 Prozent unter ihrem Höchststand, während die Arbeitslosigkeit nach einem historischen Tiefpunkt wieder steigt.