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Boeing erwägt Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe
Der US-Flugzeugbauer Boeing plant laut Insidern eine Kapitalerhöhung im Umfang von mindestens 10 Milliarden US-Dollar, um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, die aus Produktionsproblemen und Streiks resultieren.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise berichtete, erwägt Boeing die Ausgabe neuer Aktien, um seine finanziellen Reserven aufzustocken. Die seit Jahren andauernde Krise, ausgelöst durch Flugverbote und Produktionsdrosselungen bei der 737-Max-Baureihe sowie zuletzt durch den Streik von zehntausenden Mitarbeitern, hat die Kassenlage des Unternehmens stark belastet.
Ein Sprecher des Konzerns lehnte eine Stellungnahme ab. Insidern zufolge dürfte es jedoch mindestens einen Monat dauern, bis Boeing die Kapitalmaßnahme umsetzt, da das Management zuvor die Kosten des andauernden Arbeitskampfes genauer beziffern möchte. Die Boeing-Aktie verzeichnete seit Jahresbeginn einen Kursrückgang von über 40 Prozent und notierte am Dienstag an der New Yorker Börse bei 154,24 Dollar, was einem Tagesplus von 1,45 Prozent entspricht.
Boeing befindet sich seit den Abstürzen zweier 737-Max-Maschinen in den Jahren 2018 und 2019 in einer anhaltenden Krise. Trotz schrittweiser Wiederzulassungen dieser Flugzeugreihe konnte das Unternehmen die Produktion nicht stabilisieren. Anfang 2024 verschärfte die US-Luftfahrtbehörde FAA die Kontrolle des Herstellers erneut, nachdem eine 737 Max ein türgroßes Rumpfteil während des Fluges verloren hatte. Infolgedessen wurden die Produktionskapazitäten weiter gedrosselt und die Auslieferung vieler neuer Flugzeuge gestoppt.
Hinzu kommt der jüngste Streik von rund 33.000 Beschäftigten, der seit über zwei Wochen andauert. Zwar hatte Boeing den Mitarbeitern zuletzt eine Gehaltserhöhung von 30 Prozent angeboten, doch die Gewerkschaft lehnte das Angebot ab und fordert stattdessen ein Einkommensplus von 40 Prozent über eine vierjährige Laufzeit. Die Verhandlungen gestalten sich zäh, da die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren mehrere Nullrunden akzeptiert hatten.
Analysten schätzen, dass Boeing allein im dritten Quartal knapp 3,4 Milliarden US-Dollar an Barmitteln verloren hat. Bereits im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen aufgrund der reduzierten Produktion bei der 737 Max einen Cash-Burn von über 8 Milliarden Dollar verzeichnet. Sollte der Streik weiterhin andauern, rechnen Experten mit zusätzlichen Kosten von rund 1,5 Milliarden Dollar pro Monat.
Die geplante Kapitalerhöhung soll Boeing helfen, die finanziellen Verluste aufzufangen und die notwendigen Mittel zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs bereitzustellen. Auch wird die Maßnahme als Versuch gewertet, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und die Liquiditätslage des Unternehmens zu verbessern.
Trotz der angekündigten Kapitalmaßnahme konnte die Boeing-Aktie am Dienstag zulegen und schloss mit einem Plus von 1,45 Prozent. Marktbeobachter interpretieren dies als positives Signal, dass der Konzern Schritte unternimmt, um die strukturellen Probleme anzugehen und langfristig wieder auf Wachstumskurs zu kommen.