Amazon-CEO Andy Jassy zeigt sich unnachgiebig bei der Durchsetzung seiner Büro-Präsenzvorgaben. Nachdem er bereits im Mai 2023 eine Drei-Tage-Woche für Büromitarbeiter einführte, legt der US-Konzern nun nach: Ab Anfang 2025 sollen weltweit mehr als 300.000 Büroangestellte an fünf Tagen pro Woche ins Büro zurückkehren. Diese Entscheidung macht Amazon zu einem der strengsten Vertreter unter den großen Technologieunternehmen, die die Rückkehr zur traditionellen Büroarbeit fordern.
„Vor der Pandemie war es nicht selbstverständlich, dass Mitarbeiter zwei Tage pro Woche remote arbeiten konnten, und das wird auch in Zukunft nicht so sein“, schrieb Jassy in einem internen Memo. Er hob die Vorteile hervor, die es habe, wenn Teams vor Ort gemeinsam arbeiten, insbesondere bei der Lösung komplexer Probleme.
Dieser Schritt folgt auf eine Kontroverse im Sommer 2023, als Hunderte Mitarbeiter in Amazons Hauptsitz in Seattle gegen die Rückkehr ins Büro demonstrierten. Jassy machte jedoch deutlich, dass keine Kompromisse bei der Entscheidung gemacht werden: „Wer sich nicht damit anfreunden kann, sollte vielleicht woanders arbeiten“, sagte er in einer Unternehmensversammlung im August.
Während sich viele andere Tech-Riesen wie Apple, Google und Meta auf ein hybrides Arbeitsmodell geeinigt haben, das sowohl Büro- als auch Remote-Arbeit kombiniert, geht Amazon weiter. Laut dem Softwareunternehmen Flex Index bieten nur drei Prozent der Tech-Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitern eine Fünf-Tage-Büropräsenz an. Amazons härtere Gangart wird von Branchenbeobachtern genau verfolgt, da andere Führungskräfte möglicherweise ähnliche Schritte erwägen.
Für Amazon geht es darum, eine Unternehmenskultur wiederzubeleben, die von der „Day 1“-Mentalität geprägt war, wie sie Firmengründer Jeff Bezos einst etablierte. Jassy sieht in der Büropräsenz eine Möglichkeit, Bürokratie abzubauen und die Innovationskraft wieder zu stärken. „Wir haben mehr Ebenen hinzugefügt als früher“, sagte er. „Das hat zu unnötigen Vorbesprechungen geführt, die wertvolle Zeit verschwenden.“
Die Durchsetzung dieser Politik kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Amazon bereits Stellen abbaut. Schätzungen zufolge könnten bis zu 7.000 Führungskräfte entlassen werden, um 700 Millionen US-Dollar jährlich einzusparen. Insgesamt hat Amazon im vergangenen Jahr den Abbau von 27.000 Arbeitsplätzen angekündigt.
Wissenschaftler wie Nicholas Bloom von der Stanford University warnen jedoch, dass solche Maßnahmen talentierte Mitarbeiter verprellen könnten. Laut Bloom könnte Amazons Ansatz zwar zu einer Reduzierung der Belegschaft führen, doch würden dabei auch Spitzenkräfte das Unternehmen verlassen.
Amazons Rückkehr zur traditionellen Fünf-Tage-Woche könnte Signalwirkung für die gesamte Branche haben. Während Unternehmen noch um die langfristigen Arbeitsmodelle nach der Pandemie ringen, stellt sich die Frage, ob Amazons harter Kurs Schule machen wird.