Pharma
Bayer-Aktien steigen: Geringere Strafe im Glyphosat-Prozess
Gericht in Pennsylvania kürzt Bayer-Tochter Monsanto die Zahlung im Glyphosat-Prozess erheblich – deutlicher Erfolg.
Ein Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Strafzahlungen der Bayer-Tochter Monsanto in einem Glyphosat-Prozess drastisch reduziert. Monsanto muss nun 350 Millionen US-Dollar an Strafschadensersatz und etwas mehr als 50 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen leisten, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht. Ursprünglich war das US-Agrarchemieunternehmen Anfang des Jahres von einem Gericht in Philadelphia zur Zahlung von 2,25 Milliarden Dollar verurteilt worden. Die Geschworenen hatten damals zugunsten des Klägers entschieden, der angab, durch den Kontakt mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Monsanto an Krebs erkrankt zu sein.
Monsanto kündigte am Dienstag an, in Berufung gehen zu wollen. Seit Bayer den Roundup-Hersteller 2018 für 63 Milliarden Dollar übernommen hat, ist der DAX-Konzern in zahlreiche Gerichtsprozesse verstrickt. Bayer bestreitet weiterhin, dass Glyphosat krebserregend ist. Ende vergangenen Jahres verlor Bayer zwei Glyphosat-Prozesse, mit Strafzahlungen von insgesamt über 2 Milliarden Dollar. Monsanto gab an, in 14 der letzten 20 Gerichtsverfahren positive Ergebnisse erzielt zu haben. Die Mehrzahl der Fälle sei mittlerweile beigelegt.
Die deutlich reduzierte gerichtliche Strafzahlung für Bayer hat die Anleger des Pharma- und Agrarchemiekonzerns am Mittwoch nicht nachhaltig beeindruckt. Nachdem es im frühen Handel noch deutlich nach oben gegangen war, wurde die Bayer-Aktie auf XETRA zuletzt mit einem Plus von 0,92 Prozent bei 28,595 Euro gehandelt. Für das laufende Jahr steht dennoch ein Minus von rund 15 Prozent zu Buche. Seit Ende Januar hat der Kurs die Marke von 30 Euro nicht nachhaltig überschritten.
Ein Händler kommentierte, dass trotz der verminderten Strafe die Belastungen im Zusammenhang mit Roundup insgesamt noch zu groß seien, um als Investor erleichtert zu sein. Ein anderer Börsianer nannte die Entscheidung des Gerichts nicht überraschend, da der ursprünglich zugesprochene Schadenersatz von 2,25 Milliarden Dollar "ungewöhnlich hoch" gewesen sei. Eine Entwarnung sei jedoch unangebracht angesichts der vielen noch anhängigen Klagen mit ungewissem Ausgang.
Auch Goldman-Sachs-Analyst James Quigley sieht die verminderte Strafe im Rahmen der Erwartungen. Eine Kürzung um etwa 80 Prozent habe es schon in anderen Fällen gegeben.
Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass Bayer trotz der Reduktion der Strafe weiterhin mit erheblichen finanziellen Belastungen aus den Glyphosat-Prozessen rechnen muss. Das Unternehmen muss nun seine Strategie überdenken, um zukünftige rechtliche und finanzielle Herausforderungen zu bewältigen.