Shell will sein Geschäft mit Biomethan in Deutschland ausbauen, und das aus gutem Grund. "Unser Ziel ist es, das grüne Molekül in großen Mengen zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten", sagte die Geschäftsführerin von Shell Energy Deutschland, Sonja Müller-Dib, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, das am Dienstag veröffentlicht wurde.
Das Unternehmen plant, sein Öko-Gas nicht nur von Dritten zu beziehen, sondern auch aus eigenen Anlagen zu liefern. Deutschland könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, um ein führender Anbieter von Biomethan in Europa zu werden. Dabei plant Shell, zwei große Anlagen zu errichten: eine in Karstädt, Brandenburg und eine in Steinfeld, Niedersachsen.
Die beiden Werke werden voraussichtlich in diesem Jahrzehnt in Betrieb genommen und jeweils 200 bis 250 Gigawattstunden Biomethan pro Jahr produzieren. Die Rohstoffe für das Biomethan sollen aus Gülle und Mist gewonnen werden, aus Gründen der Nachhaltigkeit werden keine Nahrungsmittel oder Getreide verwendet.
Biomethan kann in der Automobilindustrie, Chemieindustrie, Düngemittelherstellung, Stahlindustrie und für dezentrale Heizungen eingesetzt werden - ähnlich wie Erdgas. Zurzeit beliefert Shell Energy industrielle Großkunden und über 150 Stadtwerke mit Erdgas und Strom. Im vergangenen Jahr hat Shell den größten Biomethanhersteller Europas, das dänische Unternehmen Nature Energy, für 2 Milliarden US-Dollar übernommen (ca. 1,85 Milliarden Euro).
Dadurch hat das Unternehmen Zugang zu dessen Transportinfrastruktur und kann somit auch andere europäische Märkte beliefern. Als Konsequenz aus der Energiekrise, die 2022 durch den russischen Gaslieferstopp ausgelöst wurde, hat die Europäische Union eine Verzehnfachung der Biomethanproduktion bis 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter vorgeschlagen.
Der deutsche Biomethanmarkt ist noch relativ klein, jedoch scheint das Potential für Wachstum groß zu sein. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 2023 etwa eine Milliarde Kubikmeter oder 10,5 Terawattstunden (TWh) Biomethan produziert.
Zum Vergleich: Der gesamte Gasbedarf Deutschlands betrug im selben Jahr 813 TWh. Shell plant außerdem, seine Kunden auch mit grünem Wasserstoff und erneuerbarem Strom zu versorgen. "Wer heute Gas sagt, sagt in Zukunft Wasserstoff", erklärte Müller-Dib. An der Londoner Börse stieg die Shell-Aktie zwischenzeitlich um 0,28 Prozent auf 25,15 Pfund.