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Sanierungsstrategie bei Siemens Energy: Rettungspläne für das angeschlagene Windenergiegeschäft
CEO Christian Bruch präsentiert einen Rettungsplan für die schwächelnde Windsparte, die jedoch noch jahrelang Sanierungsbedarf haben wird.
Einen Aktionsplan zur Rettung der angeschlagenen Windsparte hat CEO Christian Bruch bei Siemens Energy vorgestellt. Trotz der angekündigten Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro wird es laut Bruch noch Jahre dauern, bis der Bereich saniert ist.
Nach Milliardenverlusten will der Krisenkonzern Investitionen und Wachstum im Geschäft mit der Windkraft reduzieren, vor allem im Bereich Onshore. Dagegen soll die Produktion von Offshore-Turbinen ausgebaut werden. Bruch betonte bei dem Kapitalmarkttag in Hamburg, dass der Turnaround von Siemens Gamesa weiterhin höchste Priorität habe und der Erfolg des gesamten Unternehmens von funktionierendem Windgeschäft abhänge. Dennoch erwartet er erst in drei Jahren Gewinne.
Seit drei Jahren kämpft Siemens Energy um eine Sanierung seiner Windtochter Siemens Gamesa. Gewinnwarnungen, Qualitätsprobleme und ein schwieriges Marktumfeld haben die Gesamtbilanz des Unternehmens belastet und erst kürzlich musste es mit staatlichen Bürgschaften gerettet werden. Der Bund sowie Banken und der Großaktionär Siemens haben sich mit Garantien in Höhe von 15 Milliarden Euro beteiligt, um dem Unternehmen zwei Jahre Zeit zu geben, das Windgeschäft zu sanieren. Dies hat etwas Zuversicht bei den Investoren geweckt, der Aktienkurs ist seitdem gestiegen, jedoch nicht auf das Niveau von vor der Krise.Während die Sparten für Gaskraftwerke, Stromnetze und die Zukunftserweiterung "Transformation of Industry" Gewinne verbuchen, hat allein die Windkraftsparte im vierten Quartal einen Verlust von 670 Millionen Euro verzeichnet.
Der Verkauf neuer Onshore-Turbinen ist aufgrund von Qualitätsproblemen vorerst ausgesetzt und hat Umsatz und Auftragsbestand deutlich beeinflusst. Die Schwierigkeiten sind größtenteils hausgemacht: Die problembehaftete Turbine wurde unter großem Wettbewerbsdruck zu früh auf den Markt gebracht. Zudem tragen Inflation, steigende Zinsen und ein harter Preiswettbewerb unter den Herstellern von Turbinen zur Situation bei, wodurch aktuell kein großer Hersteller Gewinne erwirtschaftet.
Die Investoren von Siemens Energy hatten von CEO Bruch eine klare Windstrategie gefordert, da er um seinen Job fürchten muss, sollte die Sanierung nicht gelingen. Auf dem Kapitalmarkttag präsentierte er jedoch keine komplett neue Strategie, sondern betonte, dass Siemens Energy insgesamt an der Windkraft festhalten wird. Auch ein Rückzug aus dem Onshore-Bereich steht derzeit nicht zur Debatte, obwohl die Onshore-Plattform 5.X ein Desaster war. Ein Ausstieg wäre aufgrund des großen Auftragsbestands nicht so einfach umsetzbar.
Für die Zukunft will Siemens Energy bei der Windkraft selektiver vorgehen, sowohl in Bezug auf Produkte als auch auf Märkte. Es wird erwartet, dass die Preise weiter steigen, nachdem bereits in den letzten zwei Jahren eine Erhöhung um über20 Prozent erfolgte. Im Offshore-Bereich sollen Produktionskapazitäten erhöht werden, jedoch sollen die Märkte, in denen das Unternehmen aktiv ist, gezielter ausgewählt werden. Die Probleme in der Offshore-Fabrik in Cuxhaven sollen unter anderem durch den Aufbau eines größeren Lagerbestandes für Lieferschwierigkeiten und verbesserte Arbeitsabläufe gelöst werden. Es ist geplant, die Produktion auszulagern, sodass Siemens Gamesa nur noch für die Montage der Gondeln und Herstellung der Rotorblätter zuständig ist. Um zukünftigen Problemen wie bei der 5.X-Generation vorzubeugen, sollen Zulieferer früher in den Entwicklungsprozess einbezogen werden.
Die schwierige Lage auf dem Offshore-Markt könnte Siemens Gamesa sogar helfen. Die gesamtwirtschaftliche Situation führt dazu, dass Projekte mit hohem Kapitalbedarf, wie Offshore-Windparks, momentan gestoppt werden. Betreiber wie Vattenfall und Orsted haben angekündigt, geplante Projekte an der britischen und nordamerikanischen Küste nicht zu bauen. Unternehmenskreisen zufolge hofft Siemens Gamesa sogar auf solche Stornierungen, um das eigene Windgeschäft zu stabilisieren.