US-Handelspolitik: Wie Zölle Industrie schützen können – und wann sie Jobs gefährden

27.11.2024, 11:37

Effiziente Zölle können gezielt strategische Industrien stärken, erfordern jedoch ein tiefes Verständnis moderner Lieferketten und präzises Design.

Eulerpool News 27. Nov. 2024, 11:37

Donald Trump plant eine Rückkehr der Zölle als Mittel zum Schutz amerikanischer Arbeitsplätze. Doch die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Zölle, wenn sie falsch gestaltet sind, oft mehr Arbeitsplätze kosten, als sie retten. Für politische Entscheidungsträger ist ein differenzierter Ansatz entscheidend, um industrielle Wertschöpfung zu fördern, ohne Produktionsnetzwerke zu stören.

Rund 20 Prozent der US-Importe entfallen auf sogenannte Zwischenprodukte, die in der heimischen Produktion weiterverarbeitet werden. Zölle auf diese Komponenten können weitreichende Folgen haben. Beispielsweise führte Trumps 25-prozentiger Stahlzoll 2018 zu steigenden Produktionskosten in nachgelagerten Industrien wie dem Automobil- und Maschinenbau. Diese Sektoren, die wesentlich mehr Beschäftigte als die Stahlproduktion haben, verzeichneten Arbeitsplatzverluste, die die Gewinne der Stahlindustrie überstiegen.

Ein besseres Design von Handelsbarrieren kann jedoch gezielt Arbeitsplätze schützen. Zölle auf fertige Produkte haben sich als effektiver erwiesen, insbesondere wenn sie ausländische Hersteller dazu zwingen, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Die Waschmaschinenindustrie illustriert dies: Erst durch globale Zölle ab 2018 verlagerten Samsung und LG ihre Fertigung in die USA, was letztlich neue Arbeitsplätze schuf – allerdings zu höheren Verbraucherpreisen.

In Branchen wie der Halbleiterfertigung oder der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge könnten Zölle eine wichtige Rolle spielen. Diese Industrien erfordern massive Investitionen und hochspezialisierte Fertigung, wodurch ausländische Wettbewerber weniger flexibel auf Handelsbarrieren reagieren können. Gleichzeitig erschweren dieselben Faktoren jedoch den schnellen Aufbau heimischer Produktionskapazitäten. Ein gezielter Schutz könnte amerikanischen Unternehmen helfen, strategische Skaleneffekte zu erzielen.

Der sogenannte „Chicken Tax“-Zoll von 1964 auf importierte Pick-up-Trucks verhalf US-Herstellern wie Ford und General Motors über Jahrzehnte zu einer dominierenden Marktstellung. Anders wirkten hingegen die Zölle auf chinesische Autoteile im Jahr 2018: Sie erhöhten lediglich die Kosten für US-Automobilhersteller, führten jedoch nicht zu einem signifikanten Beschäftigungsanstieg.

Die globalen Lieferketten von heute – wie jene hinter einem iPhone, das amerikanische Innovation und asiatische Produktion kombiniert – erfordern ein modernes Verständnis von Zöllen. Politische Maßnahmen sollten sich auf Hightech-Branchen konzentrieren, in denen die USA bereits über Expertise verfügen, und gezielt auf Endprodukte abzielen, um zusätzliche Kosten entlang der Lieferkette zu vermeiden.

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