Die Klage der Federal Trade Commission (FTC) gegen Adobe kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Behörde wirft dem Unternehmen vor, es Kunden zu schwer zu machen, ihre Abonnements zu kündigen.
Bereits im Dezember musste Adobe seine geplante 20 Milliarden Dollar schwere Übernahme des konkurrierenden Design-Softwareunternehmens Figma aufgrund regulatorischer Bedenken in Großbritannien und Europa aufgeben. Trotz der Zahlung einer 1 Milliarde Dollar hohen Auflösungsgebühr an Figma könnte sich der Abbruch des Geschäfts im Nachhinein als Segen erweisen.
Der Deal war teuer und bewertete Figma mit dem 50-fachen seines jährlichen wiederkehrenden Umsatzes, doppelt so hoch wie die letzte private Bewertung. Seit der Ankündigung der Übernahme im Jahr 2022 hat sich die Welt jedoch drastisch verändert: ChatGPT und generative KI sind heute allgegenwärtig.
Da KI nun im Mittelpunkt des Anlegerinteresses steht, konnte Adobe im letzten Jahr dank seiner KI-Strategie einen Kursanstieg von 77 Prozent verzeichnen. Durch den Verzicht auf Figma kann sich Adobe nun darauf konzentrieren, Firefly, ein KI-Tool zur Generierung von Bildern anhand von Textbeschreibungen, weiterzuentwickeln und KI-Funktionen in seine gesamte Produktpalette zu integrieren.
Es gab Befürchtungen, dass kostenlose Text-zu-Bild- und Video-Produkte von Anbietern wie OpenAI Adobe Marktanteile streitig machen könnten. Die jüngsten Quartalsergebnisse von Adobe geben jedoch Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Das Unternehmen hat seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2024 angehoben, da immer mehr Nutzer die KI-gestützten Bearbeitungswerkzeuge von Adobe nutzen. Adobe gibt zwar nicht bekannt, wie viel seines Umsatzes auf KI zurückzuführen ist, doch der Netto-Jahresumsatz im Bereich digitale Medien, ein wichtiger Indikator für das Geschäft mit kreativer Software, wird in diesem Jahr voraussichtlich 1,95 Milliarden Dollar erreichen, gegenüber 1,91 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die EBITDA-Marge von Adobe, die in den letzten zwei Jahren gesunken war, soll in diesem Jahr wieder deutlich über 50 Prozent liegen.
Die Klage der FTC könnte jedoch Adobes Aufwärtstrend stören. Abonnements machten 2023 94 Prozent des Umsatzes von Adobe aus, und wiederkehrende Einnahmen sind das Rückgrat des Softwaregeschäfts. Adobe erklärte, der Kündigungsprozess sei einfach und werde die Vorwürfe der FTC vor Gericht anfechten. Dennoch wird der regulatorische Kampf einen Schatten auf die Hoffnungen des Unternehmens für eine KI-gestützte Zukunft werfen.