Der Schritt wirft Fragen auf, ob die Ausgaben der Tech-Giganten im Wettrennen um die besten Köpfe der Künstlichen Intelligenz (KI) zu exzessiv geworden sind. Shazeer, Mitautor eines einflussreichen wissenschaftlichen Papiers aus dem Jahr 2017, das als Grundlage für die heutige KI-Revolution gilt, war 2021 bei Google ausgeschieden, nachdem das Unternehmen die Veröffentlichung eines von ihm entwickelten Chatbots verweigert hatte.
Nun hat Google seinen früheren Mitarbeiter wieder an Bord geholt. Der offizielle Grund für die Zahlung war die Lizenzierung von Character.AI-Technologie. Doch Insider sind sich einig, dass die Rückkehr Shazeers der Hauptanreiz für den Milliardenbetrag war.
Der Deal, der Character.AI insgesamt auf etwa 1 Milliarde Dollar bewertet, bringt Shazeer eine Auszahlung im hohen dreistelligen Millionenbereich ein – ein außergewöhnlich hoher Betrag, insbesondere für einen Gründer, der sein Unternehmen weder verkauft noch an die Börse gebracht hat. Mit dem Transfer zu Google wechselt Shazeer die Seiten, nachdem er öffentlich kritisiert hatte, dass Google bei der Entwicklung von KI zu vorsichtig geworden sei.
Der 48-Jährige, der bei Google bereits als einer der ersten hundert Mitarbeiter begann, ist nun einer von drei Köpfen, die an der Entwicklung von Gemini, der neuesten und leistungsfähigsten KI-Technologie des Unternehmens, arbeiten. Google plant, mit Gemini die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen und gegenüber Rivalen wie OpenAI und Meta die Führungsposition in der KI-Forschung zurückzuerobern.
Character.AI wurde im Jahr 2021 gegründet und sollte mit Chatbots, die bekannte Persönlichkeiten wie Elon Musk oder fiktive Figuren wie Percy Jackson imitieren, eine neue Art der Mensch-Maschine-Interaktion bieten. Im März 2023 sicherte sich das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde 150 Millionen Dollar, die das Start-up mit einer Milliarde Dollar bewertete. Doch trotz anfänglicher Begeisterung kämpfte Character.AI, wie viele KI-Start-ups, mit hohen Kosten für die Entwicklung seiner Technologie und einem nicht ausreichend stabilen Einnahmemodell.
Nachdem Versuche, weiteres Kapital einzuwerben, scheiterten, stimmte Character.AI der Transaktion mit Google zu. Laut Unternehmensangaben verbleiben 20 Millionen monatlich aktive Nutzer bei der Plattform, und das Geschäft sei auf einem guten Weg. Doch Shazeer und etwa 30 weitere Mitarbeiter, darunter auch Mitgründer Daniel De Freitas, wechselten zurück zu Google.
Google sieht die Investition nicht nur als Möglichkeit, eine vielversprechende Technologie zu sichern, sondern auch, um die eigene KI-Entwicklung zu beschleunigen. Shazeer wird bei Google mit dem Titel eines Vizepräsidenten geführt und arbeitet wieder an der Spitze der KI-Forschung. Er soll mit seinem Team dazu beitragen, Gemini zur marktreifen Alternative zu ChatGPT und anderen KI-Assistenzsystemen auszubauen.
„Noam, der bei uns an vorderster Front steht, wird eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung unserer KI-Strategie spielen“, sagte Google-Mitbegründer Sergey Brin kürzlich auf einer Konferenz. Google habe erkannt, dass man in der Vergangenheit zu zögerlich bei der Markteinführung neuer KI-Technologien gewesen sei. Nun wolle das Unternehmen in Höchstgeschwindigkeit weiterentwickeln.
Shazeers Rückkehr markiert einen weiteren Schritt im aufgeladenen Rennen der Tech-Giganten um die Vorherrschaft in der KI-Technologie. Vor dem Hintergrund des wachsenden Drucks von Investoren und der Konkurrenz, weiterhin innovative Produkte zu liefern, könnte die Wette auf Shazeers Expertise und die erworbene Technologie Googles Position stärken.
Mit dieser strategischen Neuausrichtung und dem Fokus auf rasante Innovationszyklen scheint Google bestrebt zu sein, sich für die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz zu rüsten – ein Rennen, in dem die besten Köpfe und Technologien den Unterschied machen werden.