Trotz sinkender Energiepreise nach den Rekordwerten des Jahres 2022 müssen Haushalte in Deutschland weiterhin deutlich höhere Ausgaben für das Heizen mit Erdgas und Heizöl verzeichnen als vor dem Krieg in der Ukraine. Einer Analyse des Vergleichsportals Check24 zufolge zahlt eine Familie mit einem jährlichen Erdgasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden durchschnittlich 2324 Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 84 Prozent im Vergleich zu April 2021. Haushalte mit einem jährlichen Heizölbedarf von 2000 Litern zahlen im Durchschnitt 2076 Euro, was einem Anstieg von 69 Prozent im Vergleich zur Vor-Krisen-Zeit entspricht.
Ein wesentlicher Grund für diesen Anstieg sind die weggefallenen, preiswerten Gaslieferungen aus Russland. Zudem trägt der nationale CO2-Preis zur Verteuerung bei, der seit Januar 45 Euro je Tonne CO2 beträgt. Für eine Familie mit dem genannten Gasverbrauch erhöht dies die jährlichen Kosten um 194 Euro, während die Ausgaben für Heizöl um 287 Euro steigen. Der CO2-Preis wird 2025 auf 55 Euro und 2026 auf 65 Euro pro Tonne ansteigen. Ab 2027 wird der Preis im EU-weiten Emissionshandel festgelegt, was zu weiteren Kostensteigerungen führen könnte. "Auch in Zukunft werden die Preise für Öl und Gas aufgrund des steigenden CO2-Preises weiter auf hohem Niveau bleiben", erklärt Check24-Geschäftsführer Steffen Suttner.
Ein weiterer Faktor sind die steigenden Gasnetzentgelte. Mit dem zunehmenden Umstieg auf Wärmepumpen oder Fernwärme verteilt sich die Kostenlast des Gasnetzbetriebs auf weniger Kunden, was die individuellen Kosten erhöht. Hinzu kommt die steigende Gasspeicherumlage, die ab Juli die jährlichen Kosten für eine Familie um weitere 13 Euro erhöhen wird.
Es gibt jedoch keine einheitlichen Gaspreise in Deutschland. Die Kosten variieren je nach Bezugsquelle und Tarifmodell. Verbraucherzentralen empfehlen, verschiedene Angebote zu vergleichen, warnen jedoch vor Versorgern, über die es bereits zahlreiche Beschwerden gibt. Grundversorger, die meisten Kunden in einem Netzgebiet haben, bieten Grundversorgungstarife an, die jedoch mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden können.
Die Gasnetzentgelte sind in dicht besiedelten Regionen tendenziell niedriger als in dünn besiedelten Gebieten, da sich die Kosten für den Netzbetrieb auf mehr Abnehmer verteilen. Außerdem sind die Entgelte in Regionen mit älteren und abgeschriebenen Leitungen niedriger.
Die derzeitigen Entwicklungen verdeutlichen, dass die Heizkosten trotz sinkender Energiepreise hoch bleiben und Haushalte weiterhin erhebliche Mehrkosten tragen müssen. Der Anstieg der CO2-Preise und die strukturellen Veränderungen im Energiemarkt werden diese Situation voraussichtlich weiter verschärfen.