Fraport-Chef zweifelt an Einhaltung der SAF-Quote in der EU

20.6.2024, 14:12

Ab 2025 soll Kerosin mit CO₂-neutralem Kraftstoff beigemischt werden – Fraport-Chef Schulte drängt Raffinerien zur Beschleunigung.

Eulerpool News 20. Juni 2024, 14:12

Die näherrückende Tankquote für nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF) in der Europäischen Union könnte nach Einschätzung von Fraport-Chef Stefan Schulte nicht eingehalten werden. Die Luftfahrtbranche wolle SAF unter wettbewerbsneutralen Rahmenbedingungen einsetzen. "Unser Problem im Moment ist aber vielmehr in der Industrie: Es gibt nicht genug nachhaltigen Treibstoff, um die Quoten zu erfüllen", sagte Schulte bei einer Veranstaltung. "Die Produktion läuft nicht schnell genug hoch." Damit werde sich die neue EU-Kommission auseinandersetzen müssen.

Ab 2025 sollen die Airlines in der EU schrittweise mehr SAF nutzen. Die Treibstoffanbieter müssen dafür sorgen, dass ab 2025 ein SAF-Anteil von zwei Prozent bereitgestellt wird. Die Quote steigt bis 2030 auf sechs Prozent, ab 2035 müssen es 20 Prozent und bis 2050 70 Prozent sein. Der klimafreundliche Treibstoff ist jedoch derzeit nur in geringen Mengen vorhanden und bis zu sechsmal so teuer wie fossiles Kerosin.

Laut Schulte erklären die Raffinerien den Mangel damit, dass noch immer EU-Regelungen zur Definition der nachhaltigen Kraftstoffe ausstehen, die aus Abfall, Altöl oder grünem Strom gewonnen werden können. Das radikale Zusammenstreichen der staatlichen Fördermittel in Deutschland von zwei Milliarden Euro auf nur noch wenige Millionen war zudem ein Rückschlag.

Die Luftfahrtbranche wird sich bei der neuen EU-Kommission dafür einsetzen, dass durch die Klimaschutzauflagen kein Wettbewerbsnachteil gegenüber nicht-europäischen Konkurrenten entsteht, erklärte Schulte, der auch Präsident des deutschen Flughafenverbandes ADV ist. Europäische Airlines sehen sich benachteiligt, weil sie für einen kompletten Langstreckenflug das teurere SAF tanken müssen. Konkurrenten wie die Golf-Airlines mit Umsteigeflügen über Dubai oder Turkish Airlines über Istanbul müssten nur den ersten Teil des Flugs bis zu ihren Drehkreuzen klimafreundlicher abwickeln und hätten dadurch einen Kostenvorteil.

Nach allen Signalen aus Brüssel wird die neue EU-Kommission die Klimapolitik weitgehend beibehalten, aber stärker wieder in Einklang mit Wohlstand und Wirtschaftskraft bringen, sagte Schulte. "Wir sind da schon zuversichtlich, aber es ist ein Bohren dicker Bretter."

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