Green

Britische Wirtschaftsprüfer fordern Lockerung der ESG-Honorarbeschränkung

Britische Wirtschaftsprüfer drängen auf eine Lockerung der ESG-Honorarbeschränkung, um ihre Marktstellung im stark wachsenden Nachhaltigkeitsprüfungssektor auszubauen.

Eulerpool News 13. Feb. 2025, 04:45

Die führenden britischen Wirtschaftsprüfer drängen auf eine Aufweichung der Honorargrenzen für ESG-Prüfungen bei ihren Audit-Kunden. Dies würde es insbesondere den Big Four ermöglichen, ihre Einnahmen aus dem stark wachsenden Markt für Nachhaltigkeitsprüfungen zu steigern.

Alan Vallance, Chef des Institute of Chartered Accountants in England and Wales (ICAEW), fordert, dass Prüfungen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) nicht unter die bestehende Begrenzung für Nicht-Audit-Honorare fallen. Derzeit dürfen Wirtschaftsprüfer für zusätzliche Dienstleistungen wie Beratung oder Steuerberatung maximal 70 Prozent der Audit-Gebühren eines Kunden in Rechnung stellen.

Diese Obergrenze wurde 2016 als EU-weite Maßnahme eingeführt, um die Unabhängigkeit der Prüfer zu stärken und Interessenkonflikte zu vermeiden. Der Gesetzgeber wollte verhindern, dass hohe Beratungshonorare die Bereitschaft der Wirtschaftsprüfer mindern, Unternehmensbilanzen kritisch zu hinterfragen.

Vallance erklärte, er habe das Thema bereits mit Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds und Arbeitsminister Justin Madders besprochen. Auch mit Richard Moriarty, dem Chef der britischen Finanzaufsichtsbehörde Financial Reporting Council (FRC), sei er regelmäßig im Austausch. Die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften unterstützten die Forderung, betonte er.

Der Markt für ESG-Prüfungen wächst rasant. EU-Vorschriften, die seit diesem Jahr gelten, verpflichten große Unternehmen zur unabhängigen Überprüfung ihrer Nachhaltigkeitsberichte. Während die Big Four – Deloitte, EY, KPMG und PwC – 88 Prozent der Finanzprüfungen im FTSE 350 abdeckten, lag ihr Anteil an ESG-Prüfungen im vergangenen Jahr nur bei 40 Prozent.

Vallance sieht britische Unternehmen gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern im Nachteil. In Kontinentaleuropa könnten Prüfgesellschaften ESG-Audits direkt in ihre regulären Prüfungsgebühren einbinden, während britische Firmen aufgrund der Honorarbeschränkung häufig gezwungen seien, Aufträge abzulehnen. Die hohe Nachfrage nach ESG-Prüfungen könne von europäischen Firmen nicht allein bewältigt werden, doch britische Prüfer seien durch die bestehende Regulierung ausgebremst.

Die britische Regierung sieht den Bereich der professionellen Dienstleistungen als zentralen Wachstumstreiber und hat Aufsichtsbehörden aufgefordert, wirtschaftliches Wachstum stärker zu berücksichtigen. Eine Reform der Audit-Regulierung, die nach prominenten Unternehmenszusammenbrüchen wie Carillion und Patisserie Valerie erwartet wird, könnte genutzt werden, um die ESG-Honorarbeschränkung zu überarbeiten.

Vallance argumentiert zudem, dass Wirtschaftsprüfer besser als andere Berater für ESG-Assurance qualifiziert seien, da ihre Ausbildung auf objektiver Analyse und kritischer Beurteilung basiere.

Die Big Four lehnten eine Stellungnahme zu dem Vorstoß ab.

Terminal Access

Unlimitierter Zugang zu den leistungsstärksten Analysetools der Finanzwelt.

Bloomberg Fair Value
20M Securities
50Y History
10Y Estimates
8.000+ News Daily
Für 2 € sichern

Favoriten unserer Leser