Bank of England warnt vor Risiken durch außerbankliche Finanzinstitutionen

Die Bank of England warnt vor den Risiken außerbanklicher Finanzakteure und fordert stärkere Regulierung zur Eindämmung systemischer Gefahren.

4.12.2024, 14:54
Eulerpool News 4. Dez. 2024, 14:54

Die Bank of England (BoE) hat in einer Studie auf erhebliche Risiken außerhalb des Bankensektors hingewiesen. Diese könnten durch „Notverkäufe“ von Vermögenswerten durch Pensionsfonds, Hedgefonds und andere Investoren verstärkt werden, was die Auswirkungen einer Marktkrise erheblich verschärfen könnte.
Im Rahmen des sogenannten "System-wide Exploratory Scenario" (SWES) analysierten mehr als 50 Londoner Finanzinstitute, wie ein plötzlicher Anstieg der Staats- und Unternehmensanleiherenditen – ausgelöst durch geopolitische Spannungen – Verluste und Stress im Finanzsystem verstärken könnte. Die Studie hob hervor, dass vor allem außerbankliche Institutionen, wie Pensionsfonds und Hedgefonds, durch massive Verkäufe von Vermögenswerten die Marktturbulenzen noch verschärfen könnten.

BoE-Gouverneur Andrew Bailey erklärte, die Übung habe „bedeutende Diskrepanzen in den Erwartungen der Marktteilnehmer“ aufgezeigt und mehrere verbleibende Risiken und Schwachstellen offengelegt, die es dringend anzugehen gelte.
Besonders besorgniserregend ist laut der BoE die Gefahr, dass Liquidität im Repo-Markt versiegen könnte. In diesem Markt refinanzieren sich Finanzinstitute durch den Verkauf von Vermögenswerten wie Staatsanleihen. Zudem warnt die BoE, dass der Unternehmensanleihemarkt durch massive Verkäufe von Investoren zusammenbrechen könnte.

Mehr als die Hälfte der Fondsmanager erwarteten, in Krisenzeiten mehr Finanzierungsmöglichkeiten über Repo-Märkte zu erhalten. Gleichzeitig gaben jedoch über ein Drittel der Banken an, keine zusätzlichen Kapazitäten bereitzustellen.
Das modellierte Szenario war schwerwiegender als die Marktverwerfungen im Jahr 2022, die durch das „Mini-Budget“ der damaligen britischen Premierministerin Liz Truss ausgelöst wurden. Damals musste die BoE eingreifen, um die Renditen britischer Staatsanleihen zu stabilisieren und den Einbruch des Pfunds zu verhindern.
Ein weiterer Fokus der Studie lag auf der wachsenden Verflechtung zwischen Private-Equity-Unternehmen und der Lebensversicherungsbranche. US-amerikanische Investmentriesen wie Apollo Global Management und KKR nutzen Versicherungen zunehmend als Finanzierungsquelle. Die BoE warnte jedoch, dass diese Verbindungen die Verwundbarkeit des Versicherungssektors erhöhen könnten, insbesondere angesichts der hohen Verschuldung und der illiquiden Vermögenswerte solcher Firmen.
Zeitgleich veröffentlichte die BoE die Ergebnisse ihres neuesten Banken-Stresstests, der zeigte, dass britische Banken selbst zwei Krisenszenarien problemlos überstehen könnten. Zukünftig plant die BoE, diese Tests im Zweijahresrhythmus durchzuführen.

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