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Wie Trump die Krypto-Welt revolutionieren will
Trumps Rückkehr ins Weiße Haus bringt neue Hoffnung – und große Risiken – für die Kryptowährungsbranche
Mit tosendem Applaus empfingen Krypto-Enthusiasten Eric Trump auf der Bitcoin Mena-Konferenz in Abu Dhabi. Der Sohn des frisch gewählten US-Präsidenten versprach nichts Geringeres als eine goldene Ära für die Kryptowirtschaft. „Mein Vater wird der kryptofreundlichste Präsident, den Amerika je hatte“, verkündete er vor jubelnden Zuhörern. Und tatsächlich: Donald Trumps Pläne könnten die Branche auf ein völlig neues Level heben – mit potenziell gewaltigen Konsequenzen.
Vom Tiefpunkt zum Höhenflug: Die Krypto-Renaissance
Noch vor zwei Jahren galt die Kryptowährungsbranche als schwer angeschlagen. Die spektakuläre Pleite von FTX ließ Bitcoin auf 16.000 Dollar abstürzen, viele Investoren zogen sich zurück. Doch Trumps Wahl im November 2024 veränderte alles. Nur einen Monat später durchbrach Bitcoin erstmals die Marke von 100.000 Dollar – begleitet von Gelb lackierten Lamborghinis in Dubai, auf deren Hauben „BTC 100K THANKS TRUMP“ prangte.
Didi Steiner, ein 26-jähriger Österreicher, brachte es auf den Punkt: „Mit Trump kommen wir der Vision von Bitcoin als weltweitem Reserveasset viele Schritte näher.“ Und diese Vision könnte Realität werden. Trump plant, eine nationale Bitcoin-Reserve anzulegen, was das Asset stärker in die traditionellen Finanzmärkte integrieren würde.
Der Trump-Effekt: Lockerungen und neue Gesetze
Mit einem republikanisch kontrollierten Kongress im Rücken plant Trump drastische Änderungen. Seine Nominierungen für Schlüsselpositionen in der Finanzaufsicht sprechen Bände: Paul Atkins, ein bekennender Krypto-Befürworter, soll die SEC leiten. Howard Lutnick, CEO von Cantor Fitzgerald und eng verbunden mit Tether, wird Handelsminister. Scott Bessent, ein langjähriger Unterstützer digitaler Assets, übernimmt das Finanzministerium.
Trump selbst hat ambitionierte Pläne: weniger Regulierung, mehr Innovation. Er will unter anderem die umstrittene Bilanzierungsregel SAB 121 kippen, die große Banken bisher davon abhielt, Krypto-Assets für Kunden zu verwahren. Experten wie Dante Disparte von Stablecoin-Anbieter Circle sehen darin einen entscheidenden Schritt, um Wall Street ins Spiel zu bringen.
Eine Branche im Höhenflug – aber auf wackeligem Fundament?
Kritiker sehen Trumps Pläne mit gemischten Gefühlen. Der Weg zu mehr Legitimität und geringerer Kontrolle könnte sowohl Chancen als auch massive Risiken bergen. Eswar Prasad vom Brookings Institute warnt vor den möglichen Folgen: „Die breite Akzeptanz von Krypto könnte die traditionellen Finanzsysteme destabilisieren.“ Besonders Stablecoins, deren Wert oft durch US-Staatsanleihen gedeckt ist, könnten im Falle eines plötzlichen Kursverfalls massive Schockwellen auslösen.
Hinzu kommt die paradoxe Entwicklung: Eine Branche, die einst antrat, um staatliche Einmischung zu umgehen, setzt jetzt alles daran, von Washington und Wall Street akzeptiert zu werden. „Das ist eine Ironie, die kaum zu überbieten ist“, kommentiert Yesha Yadav von der Vanderbilt University.
Lobbying auf Höchstniveau: Wie Krypto die Politik für sich gewann
Die aktuellen Entwicklungen sind kein Zufall. Große Namen wie Coinbase, Ripple und Andreessen Horowitz investierten Hunderte Millionen Dollar in Lobbyarbeit. Der von Coinbase unterstützte Super-PAC „Stand With Crypto“ konnte 294 kryptofreundliche Politiker ins Kongress bringen – eine bemerkenswerte Machtverschiebung.
Die Strategie: gezielte Angriffe auf Anti-Krypto-Politiker und massive Kampagnen für Themen wie Grenzsicherheit, die Wähler ansprachen, ohne direkt Kryptowährungen zu erwähnen. Mit Erfolg: Trump selbst wurde großzügig von Krypto-Milliardären unterstützt, darunter die Winklevoss-Zwillinge und Jesse Powell, Mitgründer von Kraken.
Das große Risiko: Wird die Euphorie zur nächsten Krise?
Die Begeisterung um Trumps kryptofreundliche Haltung hat die Branche beflügelt, doch Experten warnen vor den Gefahren. Die Integration von Krypto in traditionelle Märkte könnte im nächsten Abschwung noch mehr Investoren treffen – von Privatanlegern bis zu Pensionsfonds.
Hilary Allen von der American University vergleicht die Situation mit der Subprime-Krise von 2008: „Die Hypotheken damals waren wenigstens durch reale Werte gedeckt. Bei Krypto sprechen wir von Assets, die aus dem Nichts erschaffen wurden.“
Die Welt wird genau hinschauen, wenn Trump seine Pläne in die Tat umsetzt. Denn eines hat diese Wahl bereits bewiesen: Die Kryptowelt hat ihren Platz im Machtzentrum der USA gefunden – und sie ist bereit, ihn zu verteidigen.