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Wie ein kleines Mädchen die Welt erobert: Pop Mart im Höhenflug

Mit seinen mysteriösen Blindbox-Spielzeugen und cleverem Design hat Pop Mart aus China einen globalen Sammlerhype ausgelöst – und die Aktie schießt durch die Decke

Eulerpool News 20. Dez. 2024, 09:04

Lisa, Mitglied der K-Pop-Sensation Blackpink, hat einen Schatz gefunden – und es sind keine Diamanten. In einem Vanity-Fair-Video erzählt sie lachend, wie sie von den Blindbox-Spielzeugen der chinesischen Firma Pop Mart regelrecht besessen ist. „Ich gebe all mein Geld aus,“ gesteht sie, während sie Puppen aus der „PUCKY Roly Poly Kitty“-Serie auspackt. Für Fans wie Lisa ist Pop Mart mehr als ein Spielzeug – es ist eine Schatzsuche.

Doch die Obsession geht weit über den K-Pop-Star hinaus. In China begann der Hype, doch mittlerweile sind Pop Mart-Fans weltweit auf der Jagd. Von New York über Paris bis nach Sydney – vor den Läden bilden sich Schlangen, oft mitten in der Nacht. Das Ergebnis? Eine Aktienrallye von 370% in diesem Jahr und ein explosiver Umsatzanstieg, insbesondere im Ausland, wo die Verkäufe um über 400% gestiegen sind.

Ein blindes Sammel-Phänomen

Pop Mart lebt von einer simplen, aber genialen Idee: Blindboxen. Käufer wissen nicht, welche Figur sich in der Box befindet, bis sie sie öffnen. Diese Mischung aus Neugier, Sammelleidenschaft und Glücksgefühl löst bei Fans regelrechte Euphorie aus. Die Designs? Kreativ und emotional ansprechend. Die berühmteste Figur, Molly, ein kurzhaariges Mädchen mit einem markanten Schmollmund, ist wandelbar: mal als Astronautin „Space Molly“, mal als Kleinkind „Baby Molly“.

Doch der eigentliche Coup? Pop Mart erschafft keine Geschichten um seine Figuren wie Disney oder Nintendo. Stattdessen setzt das Unternehmen auf einen konstanten Strom neuer Designs, die regelmäßig für frischen Hype sorgen. Für den internationalen Markt werden sogar exklusive Varianten wie ein Mona-Lisa-Monster für den Louvre-Store in Paris entwickelt.

Von Peking in die Welt – eine Erfolgsstory

Was Pop Mart von anderen chinesischen Marken unterscheidet, ist die globale Strahlkraft. Analysten von Morgan Stanley bezeichnen das Unternehmen als „erste chinesische Konsummarke mit weltweitem Erfolg“, basierend auf kreativem Design statt auf günstigen Preisen.

Die Zahlen sprechen für sich: Mit 92 Stores und über 160 Verkaufsautomaten außerhalb Chinas hat Pop Mart den Sprung ins Ausland geschafft. In den USA und Europa ist die Marke ein Lifestyle-Phänomen. Laut Citigroup wird Pop Mart schon nächstes Jahr die Hälfte seines Umsatzes außerhalb Chinas generieren.

Dennoch bleibt der Heimatmarkt eine wichtige Stütze: 39 Millionen registrierte Kunden in China mit einer beeindruckenden Wiederkaufsrate von fast 44% zeigen die starke Verankerung im Land. Die Beliebtheit auf Plattformen wie TikTok – mit über 1,8 Millionen Followern – treibt die Marke zusätzlich voran.

Sammelleidenschaft mit Schattenseiten

Der Hype hat jedoch auch seine Herausforderungen. In China verbot die Regierung 2023 den Verkauf von Blindboxen an Kinder unter acht Jahren wegen Suchtgefahr. Und wie alle Unternehmen, die auf intellektuelles Eigentum setzen, steht Pop Mart vor der Aufgabe, seine Figuren langfristig relevant zu halten.

Hinzu kommt die Konkurrenz. „In China ist der Wettbewerb gnadenlos. Sobald etwas Erfolg hat, stürzen sich alle darauf,“ warnt Shuyan Feng von Huatai Asset Management. Die Aktie selbst ist ebenfalls teuer – mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32,4 über dem Durchschnitt der letzten drei Jahre.

Das nächste Kapitel einer Generation

Pop Mart hat eine Generation geprägt, die Sammlerleidenschaft neu definiert. Für Fans wie Gabriella Joma aus den USA ist der Kauf einer Blindbox nicht nur ein Einkauf, sondern ein Erlebnis. „Es fühlt sich an wie eine Schatzsuche, die einfach süchtig macht,“ schwärmt sie.

Die Jagd nach Figuren wie „Labubu“, einem kleinen Monster mit spitzen Ohren, treibt die Sammler weltweit an. Sogar in Thailand gibt es Ecstasy-Pillen in Labubu-Form – ein absurdes Beispiel für die kulturelle Reichweite dieser Marke.

Ob sich Pop Mart als langfristiger Marktführer etabliert, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Für den Moment hat das kleine Mädchen mit dem Schmollmund die Welt erobert.

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