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Warum Credit Suisse zum Symbol des Bankversagens wurde

Wie eine Bank es schaffte, über Jahrzehnte hinweg von einem Skandal in den nächsten zu stolpern – und warum ihr Untergang im Jahr 2023 fast unausweichlich war

Eulerpool News 3. Jan. 2025, 09:34

Es war ein Drama in Zeitlupe, das schließlich mit einem lauten Knall endete: Der Zusammenbruch von Credit Suisse im Jahr 2023 erschütterte das globale Finanzsystem. Doch für viele Experten, die das Schweizer Geldinstitut jahrelang beobachtet hatten, kam dieses Ende keineswegs überraschend.

Duncan Mavin, Bloomberg-Redakteur und Autor des Buches Meltdown: Greed, Scandal, and the Collapse of Credit Suisse, beschreibt das Drama wie ein langes, düsteres Drehbuch. „Viele Banken haben Skandale“, sagt er. „Aber bei Credit Suisse waren sie unerbittlich.“

Eine Geschichte voller Schattenseiten

Seit ihrer Gründung vor knapp 170 Jahren schien die Credit Suisse geradezu magisch Skandale anzuziehen. Von Korruptionsvorwürfen über Geldwäsche-Skandale bis hin zu Verwicklungen in politisch brisante Affären – das Portfolio an Fehltritten war so vielseitig wie das einer Investmentbank, die ihren Kunden alle erdenklichen Finanzinstrumente anbietet.

Eine der zentralen Fragen ist: Warum? Warum war gerade diese Bank so anfällig? Laut Mavin ist die Antwort klar: Es war die Unternehmenskultur. „Die internen Strukturen der Credit Suisse machten Fehlverhalten fast unvermeidlich“, erklärt er. Trotz zahlreicher Versuche von Führungskräften, die Organisation auf Kurs zu bringen, schien jeder Wandel nur kurzfristig zu wirken.

Kultur des Versagens

Ein Blick auf die Führungsriege der Credit Suisse liest sich wie ein Who-is-Who des Scheiterns. Die C-Suite, wie sie im Branchenjargon genannt wird, schien mehr damit beschäftigt, Probleme zu kaschieren, als sie nachhaltig zu lösen.

Mavin nennt dies eine „toxische Mischung aus Selbstüberschätzung und mangelnder Kontrolle“. Viele Manager hätten sich blind darauf verlassen, dass die Marke „Credit Suisse“ jede Krise überstehen würde. Doch die Öffentlichkeit sah das anders – und das Vertrauen schwand rapide.

Die Eskalation bis zum Zusammenbruch

Die letzten Jahre vor dem Kollaps waren wie ein Sturm, der sich zusammenbraut. Zu den größten Skandalen gehörten unter anderem der Archegos-Debakel, bei dem die Bank Milliarden verlor, und der Greensill-Skandal, in den sie tief verstrickt war.

Doch selbst diese Katastrophen waren nur die Spitze des Eisbergs. „Es gibt weniger bekannte Geschichten, die genauso schwerwiegend sind“, sagt Mavin. Er spricht von Fällen, bei denen die Bank nicht nur ethisch, sondern auch rechtlich versagt hat. Diese Ereignisse blieben zwar oft unter dem Radar, trugen jedoch massiv zum Vertrauensverlust bei.

Was bleibt?

Die Geschichte von Credit Suisse ist eine Warnung für die gesamte Finanzbranche. Es geht nicht nur um Geld oder um Skandale. Es geht um Verantwortung – und darum, dass keine Marke groß genug ist, um unverwundbar zu sein.

Während die Überreste von Credit Suisse nun im Schatten von UBS weiterexistieren, bleibt ihre Geschichte als Mahnmal. Wie Mavin es formuliert: „Es ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn eine Bank ihre Seele verliert.“

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