Der Markt für Second-Hand-Mode boomt – und zwar gewaltig. Nachhaltige Verbraucher lieben es, alte Schätze wiederzuentdecken, während sie gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Doch während die Kleiderschränke weltweit ausgemistet werden, bleiben die Profite in der Branche oft erstaunlich mager.
Vinted, ein Start-up aus Litauen, ist die Ausnahme. Es hat es geschafft, vom Verlust in Höhe von 20,4 Millionen Euro im Jahr 2022 zu einem Gewinn von 17,8 Millionen Euro im Jahr 2023 zu wechseln – und das ohne Verkaufsgebühren. Ein seltener Erfolg in einer Branche, die oft mehr Hype als Gewinn generiert.
Kein Profit ohne Innovation
Der Schlüssel zu Vinteds Erfolg? Es verlangt keine Gebühren von Verkäufern. Während andere Plattformen wie eBay und Etsy Gebühren für private Verkäufer zunehmend abschaffen, hat Vinted dieses Modell perfektioniert – und das mit beeindruckenden Zahlen: Ein Umsatzplus von 61 % im Jahr 2023 auf 596,3 Millionen Euro und eine Unternehmensbewertung von satten 5 Milliarden Euro.
Diese Gebührenfreiheit ist ein Magnet für Verkäufer. Mehr Nutzer bedeuten mehr Auswahl für Käufer – ein Kreislauf, der das Geschäftsmodell stärkt. Und Vinted ruht sich nicht auf seinem Mode-Image aus: Mit neuen Kategorien wie Elektronik diversifiziert es sein Angebot und schafft alternative Einnahmequellen wie Werbung, Versand- und Zahlungsservices.
Die Schattenseite der Resale-Branche
Doch nicht jeder kann es wie Vinted. Etsy, das 2021 satte 1,6 Milliarden US-Dollar für die britische Resale-App Depop ausgab, musste den Wert des Unternehmens schon ein Jahr später um 898 Millionen US-Dollar abschreiben. Auch andere ambitionierte Reseller wie RealReal oder ThredUp kämpfen mit hohen Verlusten.
RealReal, ein Anbieter für Luxus-Second-Hand-Mode, hat seine Schulden durch ein Umschuldungsgeschäft reduziert, bleibt aber weiterhin unprofitabel. Analysten erwarten hier frühestens 2028 einen Netto-Gewinn. Ähnlich sieht es bei ThredUp aus, das für bequemen Service und hohe Preise bekannt ist, aber noch weit von schwarzen Zahlen entfernt ist.
Ein weiteres prominentes Beispiel: Vestiaire Collective, der französische Marktplatz für Designer-Second-Hand, plant zwar kurzfristig Profitabilität, doch die Herausforderungen bleiben dieselben – hohe Kosten für die Verwaltung und das Management von Angeboten.
Was Vinted anders macht
Während Konkurrenten versuchen, mit zusätzlichem Service wie der Abwicklung von Fotografieren, Inserieren und Versand zu punkten, setzt Vinted auf DIY. Verkäufer kümmern sich selbst um die gesamte Logistik. Das spart Kosten und sorgt für günstige Preise – ein Modell, das die Nutzer schätzen.
Die wachsende Plattform erweitert nicht nur ihr Angebot, sondern nutzt geschickt alternative Einnahmequellen. Durch die Einführung neuer Kategorien wie Elektronik werden zusätzliche Kunden angelockt, die dann von Dienstleistungen wie Versand- und Zahlungsabwicklungen profitieren.
Diese Strategie zeigt: Es braucht mehr als nur Gebühren, um in der Resale-Welt zu bestehen. Es braucht Innovation und ein tiefes Verständnis der Nutzerbedürfnisse.
Resale: Zwischen Hoffnung und Realität
Während die Second-Hand-Branche für viele Unternehmen eine unprofitable Achterbahnfahrt bleibt, hebt sich Vinted als Vorbild ab. Der Verzicht auf Gebühren mag auf den ersten Blick riskant erscheinen, entpuppt sich aber als profitabler Wachstumstreiber.
Doch eins ist klar: Der Boom von Second-Hand-Mode zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend ist – es ist die Zukunft. Die Frage ist nur, wer sie wirtschaftlich überlebt.