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Munich Re-Chef weist Forderungen nach niedrigeren Preisen für Naturkatastrophen-Versicherungen zurück

Munich Re-Chef Joachim Wenning verteidigt die steigenden Preise für Naturkatastrophen-Versicherungen und verweist auf höhere Kosten und Risiken durch den Klimawandel.

Eulerpool News 16. Sept. 2024, 16:22

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender von Munich Re, einem der weltweit größten Rückversicherer, hat Forderungen nach Preissenkungen im Bereich der Naturkatastrophen-Versicherungen als "Unsinn" bezeichnet. In einem Interview mit der Financial Times argumentierte Wenning, dass die Preissteigerungen eine Reaktion auf die gestiegenen Kosten seien und die Branche damit lediglich auf die Marktentwicklung reagiere.

In den letzten Jahren sind die Preise für Rückversicherungen aufgrund steigender Schäden durch Naturkatastrophen wie Stürme und Waldbrände stark angestiegen. Dies hat für viele Verbraucher und Unternehmen zu einer erheblichen Belastung bei der Absicherung ihrer Immobilien geführt. Munich Re selbst verzeichnete im ersten Halbjahr 2023 Rekordgewinne, was unter anderem auf die steigenden Prämien für Versicherungsschutz im Immobiliensektor zurückzuführen ist. Das Unternehmen hat aktuell eine Marktkapitalisierung von 65 Milliarden Euro.

Wenning wies die Kritik, dass Rückversicherer die Preise senken sollten, um den Druck auf Versicherungsnehmer zu verringern, zurück. „Wenn der Marktzyklus weicher ist, höre ich nie, dass die Rückversicherer mehr bekommen sollen, weil sie nicht genug verdienen“, erklärte er. Diese Diskussion sei einseitig und unbegründet.

Weiterhin betonte er, dass die gestiegenen Kosten für Rückversicherungen in Katastrophengebieten auf die zunehmenden Risiken durch den Klimawandel zurückzuführen seien. "Es wird schwieriger für Unternehmen und Haushalte, sich gegen Naturkatastrophen zu versichern, weil die Deckung teurer wird", so Wenning. „Es ist keine Unmöglichkeit, aber es wird teurer.“

Angesichts der wachsenden Herausforderungen schlagen einige Politiker vor, dass öffentliche-private Partnerschaften einen Teil der finanziellen Last tragen könnten. Wenning warnte jedoch davor, dass solche Programme sorgfältig gestaltet werden müssten, um Preisverzerrungen zu vermeiden. "Wenn man in einem hochriskanten Gebiet wohnt, sollte man mehr zahlen", argumentierte er. Eine Sozialisierung der Risiken würde die Anreize zur Risikominimierung verringern und künftige Verluste erhöhen.

Trotz der steigenden Kosten hat Munich Re eine starke finanzielle Basis. Die Solvenzquote des Unternehmens lag im ersten Halbjahr bei 287 Prozent, deutlich über dem Zielbereich von 175 bis 220 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen über erhebliches Kapital verfügt, das es für weitere Investitionen nutzen könnte. Laut Wenning sei auch die Möglichkeit von Fusionen und Übernahmen in Bereichen wie US-Spezialversicherungen oder der Expansion der Primärversicherungsmarke Ergo in Erwägung zu ziehen. Deals in der Größenordnung von ein bis fünf Milliarden Euro seien realistisch.

Abschließend äußerte sich Wenning besorgt über die Bedrohung durch einen großangelegten Cyberangriff. Hier könnten öffentliche-private Partnerschaften ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, da der Markt derzeit nicht in der Lage sei, ausreichenden Versicherungsschutz für derartige Risiken bereitzustellen.

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