In einem der größten Verbraucherschutzfälle Großbritanniens hat sich Mastercard nach acht Jahren Rechtsstreit bereit erklärt, einen Vergleich in Höhe von 200 Millionen Pfund zu zahlen. Die ursprünglich eingereichte Sammelklage forderte 14 Milliarden Pfund Entschädigung für 46 Millionen Verbraucher, die durch mutmaßlich überhöhte Transaktionsgebühren geschädigt wurden. Die vergleichsweise geringe Summe löste heftige Debatten über den Nutzen des britischen Sammelklagesystems aus.
Der Vergleich, der von der Competition Appeal Tribunal (CAT) genehmigt werden muss, könnte Verbrauchern eine Entschädigung von etwa 40 bis 50 Pfund pro Person einbringen. Dies setzt jedoch voraus, dass nur ein kleiner Teil der Anspruchsberechtigten ihre Ansprüche anmeldet. Kritiker monieren, dass die Auszahlung im Verhältnis zu den ursprünglichen Forderungen gering sei. „Die Anwälte werden vermutlich mehr verdienen als die betroffenen Verbraucher“, sagte Kenny Henderson, Partner bei CMS.
Die Einigung führte zu einer ungewöhnlichen öffentlichen Auseinandersetzung zwischen dem Kläger Walter Merricks, einem ehemaligen Finanzombudsmann, und dem Prozessfinanzierer Innsworth, der dem US-Hedgefonds Elliott gehört. Innsworth bezeichnete die Vergleichssumme als „zu niedrig“ und kündigte an, die Genehmigung durch die CAT anzufechten. Merricks entgegnete, dass der erzielte Vergleich „eine realistische Bewertung“ der Klage widerspiegele.
Das Verfahren gilt als wichtiger Testfall für das 2015 eingeführte Sammelklagesystem in Großbritannien, das Verbrauchern ermöglicht, Unternehmen wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens kollektiv zu verklagen. Die langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen haben jedoch Zweifel an der Effizienz des Systems geweckt. „Die geringe Entschädigung könnte die Bereitschaft von Prozessfinanzierern dämpfen, ähnliche Klagen zu unterstützen“, sagte Charles Balmain, Partner bei White & Case.
Trotz der relativ niedrigen Vergleichssumme bleibt das Sammelklagesystem für Unternehmen eine Herausforderung. Aktuell laufen ähnliche Verfahren gegen Apple, BT und Microsoft. Die Ergebnisse künftiger Prozesse, darunter eine 1,3-Milliarden-Pfund-Klage gegen BT, könnten entscheidend für die zukünftige Attraktivität solcher Klagen sein.