HHLA und MSC: Neuer Hafenchef sieht keinen Grund zur Sorge

UVHH-Präsident Ulfert Cornelius sieht MSC-Einstieg bei Hamburger Hafenlogistiker HHLA als unproblematisch – umstrittene Entscheidung.

10.6.2024, 19:29
Eulerpool News 10. Juni 2024, 19:29

Der neue Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH), Ulfert Cornelius, betrachtet den umstrittenen Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA als unproblematisch. „Wir haben in Hamburg vier Containerterminals, und Hapag-Lloyd hält eine Beteiligung am HHLA-Terminal Altenwerder. Überall auf der Welt schlagen Reedereien Ladung auch auf Terminals um, die teilweise anderen Reedereien gehören“, sagte Cornelius in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Aus Wettbewerbsgründen mache er sich keine Sorgen, zumal MSC keine Mehrheit an der HHLA erwerben solle.

Hamburgs rot-grüner Senat plant, die Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an Bord zu holen, um den Containerumschlag zu stabilisieren. Die Stadt und das der italienischen Reederfamilie Aponte gehörende Unternehmen sollen die HHLA künftig als Gemeinschaftsunternehmen führen, bei dem die Stadt eine Mehrheit von 50,1 Prozent hält. Bislang gehören der Stadt rund 70 Prozent der börsennotierten HHLA.

Im Gegenzug will MSC ihre Deutschlandzentrale in Hamburg bauen und das Ladungsaufkommen im Hafen von 2025 an erhöhen. Bis 2031 soll das Aufkommen auf eine Million Standardcontainer (TEU) pro Jahr gesteigert werden. Zudem planen MSC und die Stadt, das Eigenkapital der HHLA um 450 Millionen Euro zu erhöhen. Der Hafen hatte zuletzt Rückschläge hinnehmen müssen: Der Umschlag von Seegütern sank im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent auf 114,3 Millionen Tonnen - der niedrigste Wert seit 2009.

Die Betriebsräte, die Gewerkschaft Verdi und zahlreiche Beschäftigte sind strikt gegen den Deal. Auch die Opposition von CDU, Linkspartei und FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft sowie Cornelius' Vorgänger an der UVHH-Spitze, Gunther Bonz, lehnen den Einstieg ab. Bonz bemängelt eine fehlende Wettbewerbsanalyse und sieht steuerliche sowie wettbewerbsrechtliche Fragen ungeklärt.

Nachdem der Wirtschaftsausschuss und der Ausschuss für öffentliche Unternehmen dem Deal bereits mehrheitlich zugestimmt haben, soll der Haushaltsausschuss am Dienstag sein Placet geben. Danach wird die Bürgerschaft noch vor der Sommerpause entscheiden.

Cornelius äußerte sich nicht direkt zu den Unternehmensbeteiligungen, betonte jedoch, dass Reedereibeteiligungen sehr üblich seien. „Allein MSC hat international mehr als 60 Terminalbeteiligungen“, sagte er. Auch Maersk und Hapag-Lloyd seien stark engagiert. Gleichzeitig forderte Cornelius ein größeres Engagement des Bundes bei der Sicherung der Häfen. „Dass die Seehäfen im Wesentlichen Sache der Küstenländer sind und der Bund sich hier finanziell kaum engagiert, trägt der Bedeutung der Häfen überhaupt nicht Rechnung.“ Dies sei eine nationale Aufgabe und nicht die Aufgabe einzelner Küstenländer.

Die Diskussion um den Einstieg von MSC bei der HHLA zeigt die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Interessen und den Bedenken der Belegschaft sowie der politischen Opposition. Der Ausgang der Entscheidung bleibt spannend, doch eines ist klar: Die Zukunft des Hamburger Hafens steht auf dem Spiel.

Die besten Investoren analysieren mit Eulerpool
fair value · 20 million securities worldwide · 50 year history · 10 year estimates · leading business news

Für 2 € sichern

Favoriten unserer Leser