US-Schuldenmanagement: Aktivismus oder kluge Marktanpassung?

  • US-Verschuldungspolitik könnte die Fähigkeiten der Federal Reserve beeinträchtigen.
  • Starke Neigung zu kurzfristigen Schulden wirft Bedenken auf.

Eulerpool News·

Die Diskussion um die Verschuldungspolitik der US-Regierung nimmt an Schärfe zu. Bereits im Juni äußerten republikanische Senatoren gegenüber Finanzministerin Janet Yellen Bedenken, dass die Fokussierung auf kurzfristige Schulden wie Schatzwechsel (T-Bills) der Wirtschaft einen "Zuckerschub" verpassen könnte. Experten bei JPMorgan, Barclays und Apollo befürchten eine Wiederholung der Repo-Krise von 2019, ausgelöst durch die starke Abhängigkeit von T-Bills zur Finanzierung des Defizits. Nun äußern sich auch Stephen Miran, ehemaliger Finanzbeamter unter Trump, und der Ökonom Nouriel Roubini mit einem neuen Papier. Sie argumentieren, dass die starke Neigung der US-Regierung zu kurzfristigen Schulden einer "versteckten quantitativen Lockerung" gleichkommt und die Fähigkeiten der Federal Reserve beeinträchtigt, die Inflation zu bekämpfen. Den Begriff „aktivistische Schatzanweisungen“ (ATI) prägten Miran und Roubini, um die dynamische Steuerung der Finanzbedingungen durch das Finanzministerium zu beschreiben, die wesentliche Funktionen der Federal Reserve usurpiert. Diese Methode habe sich im vergangenen Jahr als wesentlicher Markttreiber erwiesen und könnte in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle spielen. Die Ausweitung des Haushaltsdefizits, das unter Präsident Trump begann und durch Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie sowie Hilfen für Ukraine und Israel weiter anstieg, hat das Finanzministerium dazu veranlasst, vermehrt auf kurzfristige Schulden zu setzen. Ein Bericht des Congressional Budget Office (CBO) erwartet ein Defizit von 1,9 Billionen USD in diesem Jahr, was zu weiteren Schuldenemissionen in naher Zukunft führen könnte. Ajay Rajadhyaksha, Forschungsleiter bei Barclays, bringt es treffend auf den Punkt: "Wir geben Geld aus wie ein Matrose an Land." Die hohe Nachfrage nach sicheren und liquiden T-Bills hat jedoch bislang dazu geführt, dass die Märkte diese Ausweitung gut verkraften konnten. Im vergangenen August kündigte die US-Regierung an, die Auktionen längerfristiger Anleihen erheblich zu vergrößern, was zu steigenden Renditen führte. Stattdessen wurde später mehr auf kurzfristige Anleihen gesetzt, was sich als erfolgreicher Schachzug herausstellte. Die Zunahme des Anteils von T-Bills an der Gesamtverschuldung auf rund 22 Prozent löst jedoch Debatten aus. Das Treasury Borrowing Advisory Committee (TBAC) hat bislang eine Bandbreite von 15-20 Prozent empfohlen. Laut Miran und Roubini könnte diese „aktivistische“ Verschuldungspolitik das Inflationsprogramm der Federal Reserve behindern, da sie den 10-jährigen Treasury Yield um 0,25 Prozentpunkte reduziert und somit einer Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt gleichkommt. Bleibt nun abzuwarten, welche weitere Strategie das Finanzministerium in der nächsten Ankündigung zur vierteljährlichen Schuldenpolitik verfolgen wird. Experten erwarten, dass die hohe Nachfrage nach T-Bills anhält und keine unmittelbaren Spannungen auf den Finanzmärkten entstehen. Im Großen und Ganzen zeigt sich, dass die US-Verschuldungspolitik bei strategischer Anpassung an Marktkapazitäten durchaus erfolgreich sein kann. Langfristige Perspektiven und detaillierte Diskussionen mit dem TBAC und Marktteilnehmern bleiben jedoch entscheidend, um fiskalische Stabilität zu gewährleisten.
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