US-Notenbank: Zinssenkungen im Fokus der Wall Street

Die US-amerikanische Notenbank, die Federal Reserve, verfolgt zwei zentrale Ziele: eine jährliche Inflationsrate von etwa 2%, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI), sowie die Sicherstellung einer Vollbeschäftigung der Wirtschaft, ohne ein konkretes Arbeitslosenquote-Ziel zu definieren. Dies führte zwischen März 2022 und August 2023 zur Erhöhung des Leitzinses auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten von 5,33%. Der Grund: eine Inflationswelle, ausgelöst durch pandemiebedingte Konjunkturmaßnahmen und wirtschaftliche Verwerfungen. Doch mittlerweile zeigt der VPI wieder einen rückläufigen Trend, was die Federal Reserve im September und November zu Zinssenkungen veranlasste. Nun wartet die Finanzwelt gespannt auf die finale Zinsentscheidung für 2024, die am 18. Dezember verkündet wird. Die Meinungen an der Wall Street sind eindeutig: Viele erwarten einen weiteren Zinsschritt nach unten. Während der Pandemie ergriff die US-Regierung beispiellose Maßnahmen, indem sie Billionen von Dollar in die Wirtschaft pumpten und gleichzeitig den Leitzins auf nahezu 0% senkten. Diese Strategie zielte darauf, den Konsum anzukurbeln und die Wirtschaft zu stützen. Kombiniert mit der weltweit lockeren Geldpolitik stiegen jedoch die Preise bedingt durch Lieferkettenunterbrechungen, als viele Fabriken infolge von COVID-19-Maßnahmen geschlossen wurden. Diese Dynamik trieb den VPI 2022 auf ein 40-Jahres-Hoch von 8,0%. Die rigorosen Zinserhöhungen der Fed zeigten Wirkung, denn der aktuellste VPI-Wert liegt bei 2,7% pro Jahr – nahe dem angestrebten Ziel. Außerdem stieg die Arbeitslosigkeit im Jahr 2024 allmählich an, von anfänglichen 3,7% auf derzeit 4,2%, was auf eine Abkühlung des Arbeitsmarktes hindeuten könnte. Um keine Rezession zu riskieren, senkte die Fed den Leitzins im September um 50 Basispunkte und im November um weitere 25 Basispunkte. Mehrere große Wall-Street-Banken, darunter Morgan Stanley, Goldman Sachs, Wells Fargo und Citigroup, spekulieren auf einen erneuten Zinssenkungsschritt um 25 Basispunkte in der kommenden Woche. Der FedWatch-Tool der CME Group sieht sogar mit 98% Wahrscheinlichkeit eine weitere Zinssenkung im Dezember voraus, da es Daten aus dem Fed Funds Futures-Markt nutzt, um diese Wahrscheinlichkeit zu berechnen. Damit offeriert es einen Einblick in die Erwartungen von Händlern und Investoren an die nächste Fed-Sitzung.