Teurer Tiefbau: Redrow in juristischem Clinch mit Thames Water

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Der britische Wohnungsbauspezialist Redrow sieht sich mit einer heiklen gerichtlichen Auseinandersetzung konfrontiert, die das komplexe Zusammenspiel unterirdischer Infrastruktur und darüberliegender neuer Bauvorhaben beleuchtet. Der Entwickler wird von Thames Water, einem Wasserversorger, der jüngst für seine alternden Abwassersysteme in die Kritik geraten ist, aufgrund angeblicher Fahrlässigkeit beschuldigt. Bauarbeiten von Redrow hätten zu Beschädigungen und Betonblockaden in Abwasserleitungen unterhalb eines ihrer Bauprojekte in Maidenhead geführt. Thames Water bemerkte den Schaden an seinem Netzwerk durch einen ungewöhnlichen Ausfluss und reichte daraufhin vergangenen Monat Klage vor dem High Court ein. In dem Rechtsstreit fordert das Unternehmen nun 3,5 Millionen Pfund Schadensersatz sowie Zinsen vom FTSE 250 gelisteten Bauträger. Dieser befindet sich gerade inmitten einer milliardenschweren Fusion mit dem Branchenriesen Barratt und könnte durch den Zusammenschluss zur größten Hausbauunternehmung des Vereinigten Königreichs aufsteigen. Die Klage fällt in eine Zeit, in der nicht nur das Abwasserentsorgungssystem, sondern auch die finanzielle Lage des Wasseranbieters genauer beleuchtet wird. Thames Water versorgt fast ein Viertel der britischen Bevölkerung und hat eine durchschnittliche Erhöhung der Haushaltsrechnungen um 40 Prozent, noch vor Inflation, auf 608 Pfund beantragt, um Investitionen in die Wasser- und Abwassersysteme zu finanzieren. Eine vorläufige Entscheidung der Aufsichtsbehörde Ofwat wird im nächsten Monat erwartet. Spannungen gibt es bereits im Vorfeld von Wohnungsbauprojekten, da Wassergesellschaften nicht obligatorisch in die Planungen einbezogen werden, obwohl neue Entwicklungen gesetzlich das Recht auf Anschluss an die öffentlichen Abwassersysteme besitzen. Kritiker befürchten negative Auswirkungen der neuen Wohngebiete auf die lokalen Wasser- und Abwasserinfrastrukturen. Ein Bericht der Financial Times zeigt auf, dass mehr als 30 Prozent des Abwassernetzes von Thames nicht erfasst sind, was die Herausforderung verdeutlicht, mit der das Unternehmen konfrontiert ist. Redrow wiederum hat die Arbeiten an dem Entwicklungsvorhaben in Maidenhead im Jahr 2018 aufgenommen, unmittelbar neben einer Kläranlage. Laut den Gerichtsdokumenten wurde bemängelt, dass die genaue Lage der unterirdischen Abwasserleitungen vor Beginn der Bauarbeiten nicht ausreichend geklärt wurde. Thames Water argumentiert, dass es durchaus vorhersehbar gewesen sei, dass durch Bautätigkeiten auf dem Gelände die darunterliegenden Abwasserkanäle beschädigt werden könnten, zumal mehrfache Warnungen ignoriert worden seien. Konsequenzen der Blockade waren für Thames erheblich: Das Unternehmen musste eine Umleitung um die Blockade herum einrichten und verlangt dafür neben den Instandsetzungskosten auch Zinsen, die täglich anfallen. Sowohl Redrow als auch Thames Water haben es abgelehnt, sich zur laufenden juristischen Auseinandersetzung zu äußern.
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