PwC in China: Rekordstrafe wegen Evergrande-Audit

Die Wirtschaftsprüfungssparte von PwC in Festlandchina ist sowohl mit einer sechsmonatigen Suspendierung als auch mit einer Geldstrafe in Höhe von 441 Millionen Yuan (ca. 62 Millionen US-Dollar) belegt worden. Der Grund für diese Sanktionen liegt in der Prüfung des mittlerweile insolventen Immobilienentwicklers China Evergrande Group. Die Strafen wurden von dem chinesischen Finanzministerium sowie der China Securities Regulatory Commission (CSRC) gegen PwC Zhong Tian LLP verhängt, die registrierte Prüfgesellschaft und Hauptniederlassung von PwC in China. Der chinesische Wertpapierregler beschuldigt PwC Zhong Tian LLP der Fahrlässigkeit bei der Prüfung der Onshore-Flaggschiffeinheit von Evergrande, Hengda Real Estate, sowie deren Anleiheemissionen in den Jahren 2019 und 2020. Es wird behauptet, PwC Zhong Tian habe betrügerische Aktivitäten übersehen und sogar „ein Auge zugedrückt.“ Den Anstoß zur Untersuchung gaben Vorwürfe aus dem März, wonach Evergrande über zwei Jahre lang einen Betrug in Höhe von 78 Milliarden US-Dollar begangen habe. PwC Zhong Tian prüfte Evergrande fast 14 Jahre lang und beendete die Geschäftsbeziehung Anfang 2023. In einer offiziellen Stellungnahme äußerte PwC seine Enttäuschung über die Arbeit von PwC Zhong Tian und kündigte an, dass man vollumfänglich mit den Aufsichtsbehörden kooperiert und die administrativen Sanktionen akzeptiert habe. PwC Zhong Tian darf nun keine wesentlichen Finanzdokumente mehr für Kunden in Festlandchina bestätigen und darf für drei Jahre keine neuen staatlichen oder inländisch börsennotierten Kunden gewinnen. Infolgedessen trat Daniel Li, der territoriale Seniorpartner von PwC China, aufgrund seiner „ehemaligen Verantwortlichkeiten“ im Prüfbereich von seiner Position zurück. Zudem entließ das Unternehmen sechs Partner und zog fünf Mitarbeiter aus dem Hengda-Prüfungsgeschäft ab. Das Finanzministerium gab ebenfalls die Schließung der für die Hengda-Prüfung zuständigen Guangzhou-Filiale von PwC Zhong Tian bekannt und stellte fest, dass das Unternehmen „wesentliche falsche Angaben“ ignoriert und falsche Prüfungsberichte ausgestellt habe. Für Prüfungsfehler im Jahr 2018 verhängte das Ministerium eine zusätzliche Strafe von 16,4 Millionen US-Dollar. Die CSRC verhängte eine Strafe von 46 Millionen US-Dollar gegen PwC Zhong Tian und hob hervor, dass 88% der Observationsaufzeichnungen des Unternehmens zu Evergrande's Immobilienprojekten in den Jahren 2019 und 2020 als „nicht authentisch oder unwahr“ befunden wurden. Die CSRC kritisierte PwC zudem dafür, die Inspektion von Immobilien nicht korrekt durchgeführt und bewusst bestimmte Immobilien von der Prüfung ausgenommen zu haben. In einer Erklärung gegenüber Reuters äußerte die CSRC: „Das Verhalten von PwC geht über bloßes Prüfungsversagen hinaus. Es deckte teilweise auf und begünstigte sogar die finanzielle Täuschung und betrügerische Anleiheausgabe von Hengda Real Estate.“