Neue Handelsbarrieren: Großbritannien setzt auf strikte Lebensmittelkontrollen
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Im Zuge der weiteren Verflechtungen nach dem Brexit-Referendum, navigiert das Vereinigte Königreich nun in eine Ära verschärfter Importkontrollen für Lebensmittel aus der EU. Nach Jahren des Zögerns und mehreren Verschiebungen hat die britische Regierung angekündigt, präzise Dokumentationspflichten und vollständige Kontrollen für EU-Importe einzuführen. Diese Entwicklung könne für die europäischen Exportnationen – insbesondere für Deutschland, einen Hauptakteur auf diesem Feld – zu neuen, kostenträchtigen Hürden führen, erklärte Marc Lehnfeld vom Germany Trade and Invest in London.
Seit dem offiziellen Brexit im Januar 2020 und nach einer Übergangsfrist ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil der EU-Zollunion und des Binnenmarktes. Während die EU bereits die Einfuhren aus Großbritannien kontrolliert, zieht die britische Seite nun nach. Ab dem 31. Januar sind für die Einfuhr tierischer und pflanzlicher Erzeugnisse umfassende Dokumentationen notwendig, eine Vorgehensweise, die bis Ende Oktober zu vollumfänglichen Kontrollen ausgebaut sein soll.
Die damit einhergehenden längeren Lieferzeiten könnten ausgerechnet im britischen Wahljahr 2024 zu erneuten Inflationsschüben führen, warnt Jill Rutter vom Institute for Government. Ein solcher Effekt dürfte wenig begeistern angesichts der Tatsache, dass die konservative britische Regierung unter Rishi Sunak bereits in Umfragen hinter der Labour-Partei zurückliegt. Die Befürchtung: Um Brexit-Befürworter nicht vor den Kopf zu stoßen, könnte eine harte Linie in der EU-Politik verfolgt werden.
Weitergehende Probleme könnten sich ergeben, falls EU-Unternehmen sich wegen gestiegener Kosten und Mehraufwand aus dem britischen Markt zurückziehen und dadurch Engpässe bei diversen Produkten, von Schweinefleisch bis Erdbeeren, entstehen. In diesem Zusammenhang könnten auch die britischen Verbraucher und die dortige Wirtschaft deutliche Einschnitte spüren, konstatiert Lehnfeld, zumal im Jahr 2023 fast drei Viertel der britischen Lebensmittelimporte aus der EU stammten. Die Herausforderungen sind auch auf regionaler Ebene spürbar – Vertreter aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen äußern sich besorgt über den Mehraufwand für Veterinärbehörden.
Trotz der voraussehbaren "Reibungen" im EU-Handel, betont die britische Regierung den Wert nationaler Souveränität, wie Staatssekretärin Andrea Leadsom hervorhebt. Die Unternehmen hätten sich auf die Veränderungen vorbereiten können, und zudem eröffne die Möglichkeit, unabhängig Handelsverträge abzuschließen, neue Chancen. Die bisherigen Abkommen könnten jedoch das durch den Brexit verursachte Handelsdefizit mit der EU nicht ausgleichen. In diesem Zusammenhang könnte ein sogenanntes SPS-Abkommen à la Schweiz den Handelsverkehr vereinfachen, doch eine Einigung scheint im Wahljahr 2024 unwahrscheinlich, resümiert Lehnfeld. Modern Financial Markets Data
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