Historischer Wendepunkt: Royal Mail erstmals in ausländischem Besitz

Eine der traditionsreichsten Institutionen Großbritanniens, die Royal Mail, steht nach 608 Jahren im Begriff, in ausländische Hände zu gelangen. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat die Genehmigung der britischen Regierung erhalten, die Muttergesellschaft International Distribution Services (IDS) zu erwerben, nachdem er sich zu bestimmten Auflagen verpflichtet hat. Kretinskys EP Group hat sich verpflichtet, während ihrer Eigentumsperiode den universellen Dienstleistungsauftrag aufrechtzuerhalten, der einen sechstägigen erstklassigen "Ein-Preis-geht-überall"-Lieferservice beinhaltet. Doch könnte der zweitklassige Service auf jeden zweiten Tag reduziert werden. Diese Zusagen erfolgen unmittelbar nach der Verhängung einer 10,5 Millionen Pfund hohen Geldstrafe durch die Regulierungsbehörde Ofcom, weil Royal Mail die Zustellungsziele nicht erreicht hatte. Weitere Verpflichtungen beinhalten, den Hauptsitz sowie die steuerliche Ansässigkeit von Royal Mail für mindestens fünf Jahre im Vereinigten Königreich zu behalten. Der britischen Regierung wird eine goldene Aktie übergeben, um dieses Versprechen abzusichern. Zudem werden Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe nur durchgeführt, wenn Royal Mail finanziell solide ist. Die EP Group hat "grundsätzlich" Übereinkünfte mit den bedeutenden Gewerkschaften CWU und CMA Unite getroffen, die die Arbeitnehmerinteressen bei Royal Mail vertreten. IDS-Vorsitzender Keith Williams begrüßte die Zustimmung und die rechtliche Absicherung der Regierung für die umfassenden Verpflichtungen, die ausgehandelt wurden. Diese sichern Kundenzufriedenheit, finanzielle Stabilität und die Interessen der Mitarbeiter. Dave Ward, Generalsekretär der CWU, lobte die erzielte Vereinbarung als wegweisend und betonte, dass die Interessen der Postangestellten und Kunden durch diese Übereinkunft wieder in den Mittelpunkt gestellt werden.