Herausforderungen und Chancen im Quantencomputing: Ein Balanceakt zwischen Physik und Wirtschaft

Die Analyse des Quantencomputing-Marktes durch einen ETF ist eine knifflige Angelegenheit, da nur wenige Unternehmen ein Kerngeschäft in diesem Bereich haben. Meistens sind es große, in anderen Industriezweigen leistungsstarke Firmen mit nur Randprojekten im Quantenbereich. Dadurch sagt die Performance eines ETFs wenig über die tatsächliche Lage der Quantencomputing-Industrie aus. Dabei stehen die Herausforderungen wie Dekohärenz-bedingte Fehler der Technologie weiter im Weg. Dekohärenz, die sich aus der Wechselwirkung mit der Umgebung ergibt, verwandelt Qubits in klassische Bits und beeinträchtigt die Rechenleistung. Es ist schwierig, die Quantenüberlagerung lange genug zu halten, um die Berechnungsvorgänge durchzuführen. Eine weitere Hürde ist die Skalierung, da mehr Qubits mehr Fehlerrisiken bergen. Fehlerkorrekturansätze werden zudem durch das Quanten-No-Cloning-Theorem erschwert. Fortschritte gab es dennoch: 2022 zeigte Azure Quantum, dass topologische Qubits physikalisch machbar sind, da sie stabiler sind und eine geringere Fehlerquote aufweisen. 2023 erzielten Forscher von Quantum AI Fortschritte bei der Fehlerreduktion von herkömmlichen Qubits, obwohl seltene fehlerkorrelierte Ereignisse weiterhin ein Stolperstein sind. Dennoch steht die Branche vor großen offenen Fragen, was die wirtschaftliche Nutzbarkeit betrifft. Die Investitionen von Venture-Capital-Gebern in Quanten-Startups weltweit sind 2023 um 50% gefallen, laut dem State-of-Quantum Report von IQM. Besonders die USA verzeichneten einen Rückgang von 80%. Öffentliche Aktiengesellschaften in diesem Sektor sind bislang kaum profitabel. Vielen droht aufgrund ihrer Kursentwicklung sogar die Delisting-Gefahr. FormFactor ist ein vielversprechendes Unternehmen, das stark im Umfeld des Quantencomputings agiert, indem es kryogene Systeme für die nötige Qubit-Koherenz bereitstellt. Die Aktie hat zwar keinen reinen Quanten-Fokus, bietet aber signifikante Branchenexposition bei gleichzeitig niedrigerem Risiko. Trotz ihrer Position als führender Spieler sehen Analysten in AI-Aktien noch ein größeres Potenzial für kurzfristig hohe Renditen.