Gold im Fokus: Der glänzende „barbarische Relikt“ erobert die Märkte

  • Goldpreis steigt aufgrund diverser Faktoren erheblich
  • Zentralbanken und neue industrielle Anwendungen fördern Nachfrage

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Die letzten zwei Jahre waren für Anleger überaus gewinnbringend, obwohl 2022 ein gnadenloser Wendepunkt in der Ära des billigen Geldes markierte. Nach dieser Kurskorrektur im Oktober jenes Jahres setzte ein erneuter Hausse-Markt ein. Der FTSE 100 erzielte eine Gesamtrendite von nahezu 25 Prozent, inklusive reinvestierter Dividenden, während der S&P 500 das Doppelte davon lieferte. Auch Anleihen stabilisierten sich im Hinblick auf eine mögliche Wende im Zinszyklus. Der Bloomberg Global Aggregate Index bot Diversifikation und erzielte während desselben Zeitraums eine Rendite von 3 Prozent. Zu den besten Anlagewerten der letzten zwei Jahre zählt jedoch weder ein Aktienindex noch festverzinsliche Wertpapiere. Es war auch nicht Öl, dessen Preis seit 2022 aufgrund sinkender Nachfrage aus China und einer vermuteten wirtschaftlichen Abschwächung in den USA um nahezu 20 Prozent gefallen ist. Vielmehr erlebte Gold, von John Maynard Keynes einst als „barbarisches Relikt“ bezeichnet, einen beeindruckenden Aufschwung. Seit September 2022 stieg der Goldpreis um 54 Prozent, trotz der Tatsache, dass Gold keine kontinuierlichen Ertragsströme liefert. Gold ist ein volatiler Vermögenswert, der enorme Geduld erfordern kann. Hätte man im September 2011, auf dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise, eine Unze Gold gekauft, hätte man rund 1.800 Dollar bezahlt. Erst im Sommer 2020, ohne Aussicht auf ein Ende der Pandemie, wäre diese Investition kurzzeitig profitabel geworden. Zwei Jahre später hätte man sich immer noch im Minus befunden. Gold verhält sich oft jahrelang unauffällig, bevor es plötzlich anzieht. Wer bereit ist, langfristig zu investieren, findet in Gold eine wertbeständige Anlage. Diese Annahme sollte allerdings mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden: Gold bescherte Anlegern nach dem Platzen der Dotcom-Blase vor 25 Jahren eine beeindruckende Rendite. Ein Investment in dieser Zeit hätte den zehnfachen Einsatz eingespielt und die Performance von US-Aktien um das 1,5-fache sowie die des FTSE 100 um das Dreifache übertroffen. Über einen Zeitraum von 30 Jahren hätte Gold hingegen die Aktienmärkte in den USA und Europa hinter sich gelassen. Aktuell scheint eine erneute Begeisterung für Gold zu bestehen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vorneweg sind es Angebot und Nachfrage. Einen wesentlichen Beitrag leisten Zentralbanken, die ihre Reserven diversifizieren möchten. Schätzungen von Goldman Sachs zufolge haben sich die Käufe von Zentralbanken in den letzten zwei Jahren fast verdreifacht. Zusätzliche Nachfrage kommt aus neuen industriellen Anwendungen in der Elektronik und erneuerbaren Energien. Zudem bleibt das Goldangebot aufgrund stabiler Fördermengen begrenzt. Dies führt dazu, dass der Goldpreis tendenziell steigt. Der zweite Faktor ist das Wechselspiel von Inflation und Zinssätzen. Gold befindet sich aktuell in einer vorteilhaften Position zwischen moderat fallender, jedoch immer noch hartnäckiger Inflation und einer sich lockernden Geldpolitik. Während die Preissteigerungen nachlassen, bleibt die Kerninflation über den Zielwerten der Zentralbanken. Sinkende Zinsen verringern die Opportunitätskosten des Besitzes von zinsschwachen Anlagen wie Gold. Der dritte Grund, warum Gold an Wert gewinnt, ist das Vertrauen der Menschen. Präsident Herbert Hoover sagte einst: „Wir haben Gold, weil wir Regierungen nicht vertrauen können.“ Für viele ist Gold, insbesondere in Krisenzeiten, eine verlässliche Absicherung. Zu guter Letzt steigt der Goldpreis, weil der Goldpreis steigt. Plötzlich wird das einst verschmähte Edelmetall wieder zum Thema. Obwohl sich Gold als eine wertvolle Anlage erwiesen hat, rät der skeptische Bulle Tom Stevenson, derzeit Investmentdirektor bei Fidelity International, zur Vorsicht. Er selbst hat eine gewisse Position in Gold und ist froh darüber, aber ob er anderen raten würde, jetzt ebenfalls zu investieren? Das bleibt ungewiss.
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