Europas Technologiebörsen rutschen ab: Anleger ziehen sich aus Halbleitersektor zurück

  • Europäische Technologiebörsen verzeichnen starke Rückgänge, besonders im Halbleitersektor.
  • STMicroelectronics senkt Prognosen, was zu breiten Marktauswirkungen führt.

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Die Investoren an den europäischen Börsen verabschiedeten sich am Donnerstag in großem Stil von Technologieaktien. Besonders hart traf es dabei die Papiere aus der Halbleiterbranche. Ein wesentlicher Auslöser für diesen Rückzug sind die gesenkten Umsatz- und Margenziele von STMicroelectronics. Bereits im ersten Quartal hatte der Chip-Hersteller seine Prognosen nach unten korrigiert. Doch das jüngste Update enttäuschte die Anleger erneut. STMicroelectronics berichtete, dass die Nachfrage nach Komponenten für industrielle Anwendungen hinter den Erwartungen zurückblieb. Der Konzern senkte daraufhin seine Umsatzerwartungen und äußerte sich skeptischer zur Profitabilität im Vergleich zu früheren Annahmen. Auch die Nachfrage aus der Automobilindustrie zeigte sich schwächer als erwartet. Als Reaktion auf diese düsteren Aussichten erlebten die STMicro-Aktien einen drastischen Einbruch um bis zu 12,5 Prozent. Dadurch geriet die gesamte Branche unter Druck: Infineon verzeichnete einen Rückgang um 6 Prozent, während Elmos Semiconductor um 4,3 Prozent nachgab. Laut Analyst Jürgen Wagner vom Investmenthaus Stifel kam die Warnung von STMicroelectronics nicht unerwartet, jedoch überraschte das Ausmaß der Prognosekürzungen die Märkte. Er rechnet damit, dass die Markterwartungen für das Ergebnis je Aktie 2024 um mindestens 15 Prozent sinken müssen. Auch in Amsterdam sorgten düstere Ausblicke für Unsicherheit: BE Semiconductor, ein Ausrüster der Chipindustrie, brach um fast 11 Prozent ein. Das Unternehmen verwies auf hohe Lagerbestände und eine schwache Nachfrage insbesondere aus der Industrie und dem Autosektor in China. Alexander Duval von Goldman Sachs erklärte, das operative Gewinnziel (Ebit) für das dritte Quartal liege um gut ein Viertel unter der Konsensschätzung. Dieser Druck machte sich ebenfalls bei anderen Chipherstellern und Ausrüstern bemerkbar, darunter ASML, Aixtron und Süss Microtec. Der europäische Technologieindex fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang Mai. Nachdem Mitte Juni noch der höchste Stand seit 24 Jahren erreicht wurde, hat der Index seither fast 12 Prozent verloren. In den USA setzte die Korrektur früher ein, und der Nasdaq 100 begann einen Tag nach einem Rekordhoch vor zwei Wochen seine Talfahrt. Am Vortag erlitt der Index den größten Tagesverlust seit Oktober 2022. Händler wurden zunehmend nervös angesichts der hohen Bewertungen, die insbesondere Hoffnungen auf Künstliche Intelligenz geschuldet sind. Insgesamt hat der Nasdaq 100 mittlerweile 8 Prozent vom Rekordhoch eingebüßt. Michael Winkler von der St. Galler Kantonalbank bezeichnete die Verluste als "gesunde Konsolidierung von einem überhitzten Niveau". Die Kursverluste zeigen, dass Investoren hohe Erwartungen an die Gewinne und Margen der Tech-Unternehmen haben. Diese bleiben daher anfällig für Gewinnmitnahmen, warnte der Experte.
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