Entain hebt Jahresprognose an: Rückenwind durch Euro 2024 und verzögerte Regulierungen

Die britische Wettgruppe Entain hat ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert. Grund dafür sind die positiven Auswirkungen der Fußball-EM 2024 sowie Verzögerungen bei der Einführung strengerer Glücksspielgesetze in mehreren Märkten. In den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen teilte der Besitzer von Marken wie Ladbrokes und Coral mit, dass der Kerngewinn der Gruppe zwischen 1,04 und 1,09 Milliarden Pfund liegen werde. Dies liegt über dem Konsens der Analysten von 1,02 Milliarden Pfund laut S&P Capital IQ. Zudem prognostiziert Entain ein geringes einstelliges Wachstum im Netto-Umsatz des Online-Glücksspiels, entgegen der vorherigen Erwartung eines leichten Rückgangs. Dieser Trend sei vor allem auf Wetten zur Euro 2024 sowie Verzögerungen bei neuen Glücksspielregelungen in Brasilien und den Niederlanden zurückzuführen. Die Aktien des Unternehmens stiegen bis zum Nachmittag in London um mehr als sieben Prozent. Neben Aktivitäten in Großbritannien und Europa betreibt Entain in den USA ein 50/50 Joint Venture für Online-Glücksspiel und Sportwetten mit MGM Resorts. Das Joint Venture namens BetMGM ist zurzeit verlustreich. Stella David, die Interim-CEO von Entain, erklärte der Financial Times, dass Online-Sportwetten in den USA „sehr viel Arbeit“ erforderten, da der Markt äußerst wettbewerbsintensiv sei und das Unternehmen Marktanteile eingebüßt habe. Entain steht im Bereich Sportwetten in den USA in erheblichem Wettbewerb mit Marktführern wie DraftKings und Flutter-eigenen FanDuel. In der vergangenen Woche hat BetMGM sein Profitabilitätsziel angepasst und erwartet nun, in den kommenden Jahren ein Kerngewinn von 500 Millionen Dollar zu erzielen, anstatt bis 2026. Auch kündigte BetMGM an, die Ausgaben für Marketing im Online-Glücksspiel zu erhöhen, was den Hauptanteil an dem für das Gesamtjahr erwarteten Verlust von etwa 240 Millionen Dollar ausmache. Der aktuelle Marktanteil von BetMGM liege im hohen einstelligen Bereich, erläuterte David und betonte, dass Investitionen zur Gewinnung neuer Kunden „strategisch die richtige Entscheidung“ seien. Laut Rob Wood, dem Finanzchef von Entain, sei BetMGM, das 2018 lanciert wurde, noch nicht vollständig „marktreif“ für die USA. Sportarten wie American Football und Baseball – in Europa weniger populär – hätten dort große Fangemeinden und es hätte Zeit gebraucht, entsprechende Produkte zu entwickeln. Mit dem Beginn der NFL-Saison im nächsten Monat erwarte Entain jedoch positive Effekte aus der Übernahme des Datenunternehmens Angstrom Sports im vergangenen Jahr für 203 Millionen Pfund. „Wir freuen uns sehr darauf, wie unsere neuen [US-]Sportwettenprodukte bei den Kunden ankommen werden, und investieren entsprechend. Daher resultieren die Verluste“, fügte Wood hinzu. Entain, das eine Marktdurchdringung von 13 Prozent im kombinierten Online-Gaming- und Sportwettenmarkt angibt, sieht die aktualisierte Prognose als positives Signal. Das Unternehmen, das unter der ehemaligen CEO Jette Nygaard-Andersen eine Akquisitionswelle gestartet hatte und zugleich mit schärferen Glücksspielregeln in verschiedenen Ländern konfrontiert war, hat in der Vergangenheit mit Unzufriedenheit seitens der Investoren gekämpft. Darüber hinaus war Entain aufgrund historischer Compliance-Verfehlungen bei einer inzwischen veräußerten türkischen Tochtergesellschaft unter Druck geraten. Die Aktien des Unternehmens haben im vergangenen Jahr fast 60 Prozent an Wert verloren. Analyst David Brohan von Goodbody kommentierte: „Insgesamt ist dies ein positives Update seitens Entain, das die Erwartungen übertrifft. Angesichts des jüngsten Drucks auf den Aktienkurs sollte diese Nachricht gut aufgenommen werden.“