Embraer erwägt Einstieg in den Markt für Schmalrumpfflugzeuge

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Der brasilianische Luft- und Raumfahrtkonzern Embraer prüft derzeit die Möglichkeiten zur Entwicklung eines neuen Passagierflugzeugs und könnte damit in direkte Konkurrenz zu den Branchengrößen Airbus und Boeing treten. Insider zufolge befindet sich das Projekt noch in einer frühen Phase und könnte entweder zu Plänen für ein Schmalrumpfflugzeug oder einen Langstrecken-Geschäftsjet führen. Es wird erwartet, dass bis zum Ende des nächsten Jahres ein fundiertes Geschäftskonzept für das Vorhaben vorliegt, welches dann dem Vorstand vorgestellt wird. Laut einem Bericht des Wall Street Journal könnte Embraer eine Schmalrumpfflugzeug-Option in Betracht ziehen. Als drittgrößter Zivilflugzeughersteller der Welt und führender Produzent von Regionaljets mit bis zu 120 Sitzen plant Embraer nun möglicherweise eine Expansion. Ihr aktuell größtes Modell, der E195-E2, kann bis zu 146 Passagiere befördern. Im Segment der Geschäftsflugzeuge sind bereits Einstiegs-, Leicht-, Mittel- und Supermittelgroße Flugzeuge im Portfolio, während der Markt für Langstreckenjets von Gulfstream, Bombardier und Dassault Aviation dominiert wird. Eine Entscheidung für den Single-Aisle-Markt würde Embraer in Wettbewerb mit der A320-Familie von Airbus und der 737 Max von Boeing bringen. Dies wäre ein risikoreicher Schritt, da die Entwicklung eines neuen Modells Dutzende Milliarden Dollar kosten und ein Erfolg nicht garantiert ist. Embraer zeigte sich in der Vergangenheit oft zurückhaltend bei Ambitionen im hart umkämpften Markt für Schmalrumpfflugzeuge. Dennoch intensivierte sich das Interesse, insbesondere nach den Herausforderungen bei Boeing, wo eines ihrer 737 Max Flugzeuge im Januar eine Notlandung aufgrund eines Zwischenfalls erleiden musste. Der Flugzeughersteller aus den USA musste infolgedessen die Produktion der Max drosseln und konzentriert sich auf die Verbesserung seiner Fertigungs- und Qualitätsprozesse. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat das Unternehmen nahezu 4 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln verbrannt und ist dabei, seine Führungsriege umzustrukturieren, was zu Frustrationen bei Airline-Kunden führte, die ihre Flugpläne für den Sommer reduzieren mussten. Embraer bestätigte allerdings, dass trotz des Potenzials für die Entwicklung eines Schmalrumpfflugzeugs derzeit keine Pläne für größere Investitionen vorliegen und der Fokus eher auf dem Verkauf der aktuellen, erfolgreich entwickelten Produktreihe liegt. Eine dennoch angedachte Partnerschaft, um neue Märkte zu erschließen, könnte Fertigungen in verschiedenen Ländern, abhängig vom erworbenen Flugzeugvolumen, mit sich bringen. Nach einem erfolgreichen Ausstieg aus den COVID-19-bedingten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, meldete das Unternehmen im Jahr 2023 einen Gewinn von 164 Millionen Dollar zurück und erhöhte die Auslieferungen neuer Flugzeuge. Laut Citi-Analysten befindet sich das Auftragsbuch auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren. Am Mittwoch konnte Embraer an der Börse in São Paulo ein Plus von mehr als der Hälfte im Jahr 2024 verzeichnen, woraufhin das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 4,8 Milliarden Dollar erreichte. Ein direktes Wettrennen mit Boeing wäre eine bemerkenswerte Entwicklung für Embraer, das als Juwel des brasilianischen Ingenieurwesens gilt. Der Flugzeughersteller wartet auf eine Entscheidung durch ein Schiedsverfahren der Internationalen Handelskammer, nachdem Boeing einen Deal zur Übernahme der Mehrheit an der zivilen Luftfahrsparte im Jahr 2020 platzen ließ. Branchenanalysten sind sich jedoch einig, dass Embraer vorsichtig sein wird beim Antreten gegen die beiden Flugzeugbau-Giganten, eine Lehre aus dem Beispiel von Bombardier, das beinahe in den Bankrott getrieben wurde und sich schließlich aus dem kommerziellen Flugzeugmarkt zurückzog. Neben dem zivilen Bereich betreibt Embraer auch eine Verteidigungssparte, die militärische Ausrüstungen wie leichte Angriffsflugzeuge und Transportflugzeuge liefert.
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