Ein Denkmal der Zeitgeschichte: Washingtoner Kult-Residenz vor Verkauf

In Washington, D.C. könnte bald eine historische Immobilie den Eigentümer wechseln. Das Anwesen von Katharine Graham, der einstigen Verlegerin der Washington Post, soll nach einem langwierigen, gescheiterten Renovierungsversuch zum Verkauf stehen. Präsident John F. Kennedy verbrachte die Nacht vor seiner Amtseinführung dort und auch Ronald Reagan war Jahre später zu Gast. Die Residenz in Georgetown war über Jahrzehnte ein Treffpunkt der Macht, wo sich Persönlichkeiten wie Truman Capote, Prinzessin Diana, Richter des Obersten Gerichtshofs und Diplomaten zum Dinner und Diskurs einfanden. Donald Graham, Katharines Sohn und ebenfalls ehemaliger Washington Post Verleger, erinnert sich an seine Kindheit in dem herrschaftlichen Beaux-Arts-Gebäude. Rund 60 Jahre führte seine Mutter das Haus, das nach ihrem Tod im Jahr 2001 für 8 Millionen Dollar an den Risikokapitalgeber Mark Ein verkauft wurde. Doch Eins Vorhaben, das Gebäude zu renovieren und zu erweitern, stieß auf Widerstand der Nachbarschaft und der Denkmalschutzbehörde. Nachbarn wie Jane und Calvin Cafritz sowie Robert Budic lehnten Eins Pläne vehement ab und sahen das historische Erbe bedroht. Trotz mehrfacher Anpassungen der Baupläne wurde das Vorhaben durch das Old Georgetown Board stets aufs Neue abgelehnt. Die emotional aufgeladene Situation führte sogar beinahe zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung während einer Anhörung des Ausschusses. Das Haus steht seither leer, Zäune rosten und der Rasen wuchert – ein Sinnbild für das trügerische Fraktionsgefüge der Hauptstadt. Mark Ein erwägt nun, die Immobilie nach dem gescheiterten Renovierungsversuch zu verkaufen. Ein trauriges Ende einer hoffnungsvollen Veränderung, wie er in einem Interview feststellte. Nun bleibt abzuwarten, ob jemand anderes das Haus in neuem Glanz erstrahlen lässt oder ob es weiterhin als Denkmal vergangener Zeiten verweilt. So bleibt die Geschichte der einstigen Machtresidenz vorerst ein weiterer Beleg für die oft komplizierte Beziehung zwischen historischem Erhalt und modernen Lebensansprüchen.