BP's Strategiewechsel: Rückkehr zu den Wurzeln im Öl- und Gasgeschäft

Vor fast fünf Jahren startete BP eine ehrgeizige Transformation hin zu einem Unternehmen, das sich auf kohlenstoffarme Energie konzentriert. Nun kehrt der britische Energieriese zu seinen Ursprüngen als bedeutender Öl- und Gasspieler zurück. Ziel ist es, den Aktienkurs zu beleben und die Bedenken der Investoren hinsichtlich künftiger Gewinne zu zerstreuen. Rivalen wie Shell und das norwegische Staatsunternehmen Equinor haben ihre Energiewendepläne ebenfalls zurückgefahren. Diese Kehrtwende reflektiert zwei wesentliche Entwicklungen: den Energieschock durch Russlands Invasion in die Ukraine und die gesunkene Rentabilität vieler Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere Offshore-Wind, aufgrund steigender Kosten, Probleme in der Lieferkette und technischer Herausforderungen. CEO Murray Auchincloss plant, Milliarden in neue Öl- und Gasentwicklungen zu investieren, unter anderem an der US-amerikanischen Golfküste und im Nahen Osten. Dies dient der Steigerung der Unternehmensleistung und der Erhöhung der Renditen. BP hat zudem kohlenstoffarme Vorhaben verlangsamt, 18 potenzielle Wasserstoffprojekte gestoppt und Pläne zum Verkauf von Wind- und Solarbetrieben angekündigt. Die Zahl der Mitarbeiter im Wasserstoffteam wurde in London um mehr als die Hälfte auf 40 reduziert. Auch Shell unter CEO Wael Sawan strebt eine strikte Verbesserung der Unternehmensleistung und Rentabilität an, um die Bewertungsdifferenz zu den größeren US-Konkurrenten Exxon Mobil und Chevron zu schließen. Das Unternehmen hat kohlenstoffarme Projekte, einschließlich schwimmende Offshore-Wind- und Wasserstoffprojekte, reduziert und sich aus bestimmten Märkten zurückgezogen. Zuletzt sucht Shell Käufer für Select Carbon, ein 2020 erworbenes australisches Unternehmen zur Entwicklung von Projekten für die CO2-Kompensation. Einige Mitarbeiter bei BP zeigen sich besorgt, ob das Unternehmen über genügend Personal mit der erforderlichen Erfahrung verfügt, um sich erfolgreich als Öl- und Gasriese neu zu etablieren. In einer Online-Fragestunde Anfang Oktober hinterfragten Angestellte CEO Auchincloss' Pläne; dieser betonte, dass BP in der Lage sei, neue Öl- und Gasproduktion aufzubauen, im Gegensatz zur vorherigen Strategie, die den Ausbau erneuerbarer Energien und die Reduktion der Öl- und Gasproduktion vorsah. Einige Mitarbeiter äußerten gegenüber Reuters Zweifel, ob BP nach dem Personalabbau seit 2020 über ausreichend Reservoir-Ingenieure verfügt, um das Wachstum der Öl- und Gasproduktion wieder anzukurbeln.