Florian Homm verschwunden? Spekulationen über das erneute Untertauchen des berüchtigten Investors

Florian Homm zieht sich zurück: Keine Spur von der eigenen Webseite und dem exklusiven Investmentclub.

22.1.2024, 13:54
Eulerpool News 22. Jan. 2024, 13:54

Schwarz war die persönliche Internetseite von Florian Homm – und der Name des hochpreisigen Investmentclubs, den er einst im Namen führte. Doch in letzter Zeit waren weder Homm noch seine Internetpräsenzen zu sehen. "Weiß jemand, wo Homm bleibt?", fragt ein besorgter Follower auf Instagram.

Eine andere Person vermisst ihn ebenfalls: "Ich hoffe, es geht ihm gut." Und eine Dritte schreibt: "Bin ich die Einzige, die Florian Homm vermisst?" Die Fangemeinde des gefallenen Investment-Gurus wartet seit Anfang des Jahres vergeblich auf neue Videos und Storys – normalerweise veröffentlicht Homm wöchentlich Beiträge auf seinen Social-Media-Kanälen. Doch seit letztem Mittwoch sind auch seine Internetseiten, darunter FlorianHomm.net, Short-Selling.de und InvestmentMasterSociety.de, nicht mehr erreichbar.

Die Seite seines Investorenclubs, Florian-Homm.com, verweist jetzt auf "The Investment Club", bei dem Homm nicht mehr als Initiator genannt wird, aber noch auf vielen Fotos zu sehen ist. Auch Homms Börsenbrief hat seine Domain von der Schweiz nach Deutschland verlegt.

Über Homm kursieren viele Spekulationen: In den USA wird er immer noch wegen seiner früheren Machenschaften gesucht und es liegt ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vor. Bereits bei einem einfachen Autounfall wurde er deshalb in Polizeigewahrsam genommen. In Italien saß er ein Jahr in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, unter anderem die Kurse von Aktien, die in seinen Fonds gehalten wurden, manipuliert zu haben.

Homm beteuert seine Unschuld, ist aber bisher nie vor Gericht erschienen, weder in zivil- noch strafrechtlichen Verfahren. Die Schweizer Staatsanwaltschaft und das US-Justizministerium werfen ihm vor, zwischen 2007 und 2013 unter einem falschen Namen mit einem gefälschten Pass geflohen zu sein.

Derzeit steht seine ehemalige rechte Hand, Colin Heatherington, in Los Angeles vor Gericht. Bereits zu Prozessbeginn hat er sich schuldig bekannt, auch in Verschwörungen mit Florian Homm verwickelt gewesen zu sein.

Homms Gesundheitszustand spielt ebenfalls eine Rolle – auf seinen Videos ist sein grauer Teint und die tiefen Augenringe sein Markenzeichen geworden.

Doch hat er möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen müssen? Die Wahrheit ist jedoch simpler: Homm soll sich mit seinen Geschäftspartnern zerstritten haben und seit sechs Wochen ausstehende Rechnungen nicht gezahlt haben.

Als Reaktion darauf wurden seine Internetseiten abgeschaltet. "Es läuft ein dreckiges Spiel", sagt ein ehemaliger Geschäftspartner, der anonym bleiben möchte. Die Partner hatten sich die Namensrechte von Florian Homm gesichert und gemeinsam vor einem Jahr den Florian Homm Investment Club ins Leben gerufen.

Trotz Preisen von bis zu 50.000 Euro für eine Mitgliedschaft waren rund 200 Menschen beigetreten. Zuletzt fand ein luxuriöses Treffen im Schloss Möhlers in Herzebrock statt, bei dem sich die Mitglieder zu Galadinners und Feuerwerk trafen. Doch auch dort ist Homm seit Wochen nicht mehr gesehen worden. Vor Ort erklärte er seinen nie erschienenen Auftritt damit, dass sein Geschäftspartner ins Ausland verschwunden sei.

Doch dieser lebte bereits in Spanien, bevor er sich auf das gemeinsame Geschäft mit Homm einließ. Die Miete für das Schloss wird weiterhin an die irische Firma FH Homm Investment Club Limited gezahlt – die Organisation des Clubs liegt jedoch jetzt in den Händen eines PR-Experten aus Düsseldorf. In einem Youtube-Video wendet sich Homm nun an seine Kunden des Clubs, des Börsenbriefs und der Lernmodule und erklärt: "Es liegt ein schwerer Missbrauch meines Namens und meiner Persönlichkeitsrechte vor."

Er habe keinen Zugriff mehr auf seine Internetseiten, E-Mailadressen und Social-Media-Kanäle. Er beschuldigt seinen ehemaligen Geschäftspartner, vom ihm gegründeten gemeinnützigen Verein OLMOMS, an den die Einnahmen aus den mit Homms Namen verbundenen YouTube-Videos fließen sollten, eigenmächtig auf die Homm Investment Club Limited übertragen zu haben.

Laut anderen Geschäftspartnern hat Homms zweite Ehefrau Katharina Homm immer mehr die Kontrolle übernommen: "Die Zusammenarbeit wurde immer schwieriger, es kam zu lautstarken Angriffen und Manipulationen." Deshalb wurde der Lizenzvertrag mit der Homm Investment Club Ltd., der auch regelmäßige Auftritte und die Nutzung des Schlosses für Clubmitglieder vorsah, gekündigt. Die WirtschaftsWoche konnte weder Florian Homm noch seinen Anwalt für eine Stellungnahme erreichen.

Der Club soll nun ohne Homm und zu niedrigeren Preisen weitergeführt werden. Ohne den illustren Werbeträger, von dem viele reiche Menschen lernen wollten, wie man Milliardär wird, fehlt dem "The Investment Club" jedoch ein wichtiger Zugpferd. Entsprechend wurden die Preise angepasst und die Mitgliedschaft ist nun schon für 199 Euro im Jahr erhältlich.

Der ehemalige Chef des rechtsliberalen Degussa-Goldhandels wird immer noch auf einem Foto gezeigt – er hatte als Redner bei einer Veranstaltung von Homm aufgetreten. Der "neue Anfang" des geläuterten Homms, der sich nun nicht mehr an die Elite, sondern an die Masse richtete, soll sich laut der Partner finanziell gelohnt haben.

Mit rund 200 Clubmitgliedern, bis zu 4000 Börsenbriefabonnenten und zusätzlichen Einnahmen aus Online-Schulungen der "Investment Master Society", die mit seinem Namen beworben wird, soll Homm Einnahmen in Millionenhöhe erzielt haben. In den Jahren von 2004 bis 2007, in denen er den Hedgefonds Absolute Capital Management leitete, war Homm immer weiter in den Hintergrund getreten.

In seiner LinkedIn-Vita schreibt er knapp: "Seit Jahren verteidigt er sich gegen verschiedene Anschuldigungen aus den Jahren 2004 bis 2007." Auch auf seinen Websites hat er diesen Hinweis längst entfernt. Obwohl er 2021 in der Schweiz wegen eines Formfehlers zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, wird das Urteil als nichtig betrachtet und der Prozess muss neu aufgerollt werden.

Homms ehemaliger Broker, Todd Ficeto, hat bereits eine dreijährige Haftstrafe verbüßt, obwohl er seine Unschuld stets beteuerte. Anfang Februar wird der Prozess gegen Homms Angestellten Colin Heatherington, der jahrelang der Justiz in Kanada entkommen war, fortgesetzt.

Offiziell ist Homm in keiner seiner Firmen aktiv – das rechtliche Risiko wäre zu groß. Seit seiner Verhaftung in Florenz im Jahr 2014 und seiner anschließenden Freilassung aufgrund mangelnder Einigung mit den US-Behörden hat Homm Deutschland nicht mehr verlassen.

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