Die britische Vertriebsfirma Carahsoft hat trotz des Ausbleibens eines Kaufs durch die US-Steuerbehörde IRS weiterhin Zahlungen in Höhe von 32 Millionen Dollar an CrowdStrike geleistet. Der Deal, der ursprünglich für den Erwerb von Identitätsschutzsoftware für die IRS vorgesehen war, ist laut CrowdStrike aufrecht erhalten, obwohl die Behörde die Software nie tatsächlich erworben hat.
Im Herbst 2023 platzierte Carahsoft eine Bestellung über 32 Millionen Dollar bei CrowdStrike Technology Corp., einem führenden Anbieter von Cybersicherheitslösungen. Diese Bestellung war als nicht kündbar konzipiert, was CrowdStrike dazu veranlasste, die Einnahmen aus dem Deal in seinen Finanzberichten zu verbuchen. Trotz der fehlenden Kaufentscheidung seitens der IRS bleibt Carahsoft verpflichtet, die vereinbarten Zahlungen zu leisten.
Die Ankündigung von George Kurtz, CEO von CrowdStrike, im letzten Quartal führte zunächst zu einem Anstieg der Aktienkurse. Doch nach der Veröffentlichung der Details, dass die IRS den Auftrag nicht ausgeführt hat, fiel der Aktienkurs von CrowdStrike um bis zu 2,7 Prozent. Experten warnen nun vor möglichen regulatorischen Prüfungen, da die Transaktion Fragen hinsichtlich der Rechnungslegung und der Wahrung der Finanzberichterstattung aufwirft.
Rechts- und Buchhaltungsexperten, die die Vereinbarung überprüft haben, äußerten Bedenken hinsichtlich der Transparenz und der Rechtmäßigkeit der Buchung solcher Umsätze. „Es scheint auf den ersten Blick ein unverhältnismäßiges Risiko zu sein, das normalerweise nicht von rationalen Unternehmen eingegangen wird“, sagte Lawrence Cunningham, Direktor des John L. Weinberg Centers for Corporate Governance an der University of Delaware.
CrowdStrike verteidigte die Buchung und erklärte, dass die Transaktion den gängigen Rechnungslegungsstandards für Umsätze aus Verträgen entspreche. „Der Deal wurde nach sorgfältiger Prüfung abgeschlossen und entspricht den Prinzipien der Umsatzerfassung,“ erläuterte Jeremy Fielding, Sprecher von CrowdStrike.
Carahsoft hingegen erklärte gegenüber Bloomberg News, dass die Bestellung gültig und nicht kündbar sei. „Wir haben eine verbindliche Bestellung bei CrowdStrike platziert und stehen zu diesem Geschäft“, sagte Mary Lange, Sprecherin von Carahsoft. Weitere Details zur Finanzierung oder zur Nutzung der Software wurden nicht preisgegeben.
Die IRS bestätigte, dass keine direkten Verträge mit CrowdStrike bestehen und dass alle Softwarekäufe über Drittanbieter abgewickelt werden. Eine Überprüfung der öffentlichen Datenbank USASPENDING.gov ergab keine passenden Verträge oder Zahlungen, obwohl einige sicherheitsrelevante Informationen ausgenommen sind.
Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die komplexen Beziehungen zwischen Technologieanbietern und Regierungsbehörden sowie auf die Herausforderungen bei der Sicherstellung der Transparenz und Fairness in großen Vertragsabschlüssen. Während CrowdStrike darauf hinweist, dass alle Buchungen korrekt sind, bleibt die genaue Natur der Vereinbarung und die Gründe für den fehlenden Kauf durch die IRS weiterhin unklar.