Die Aktien der Walgreens Boots Alliance fielen auf den niedrigsten Stand seit 27 Jahren, nachdem die Drogeriekette ihre Gewinnprognose gesenkt und weitere Filialschließungen angekündigt hatte. Gründe dafür sind ein schwieriges Apothekengeschäft und finanziell belastete US-Konsumenten.

Unter den Marken Walgreens und Duane Reade betreibt das Unternehmen mehr als 8.000 Filialen in den USA, seinem größten Markt. Zudem besitzt Walgreens etwa 2.000 Boots-Apotheken im Vereinigten Königreich sowie Standorte in mehreren anderen Ländern.

Die Drogerien in den USA stehen unter Druck durch niedrigere Erstattungen für Arzneimittel und geringere Ausgaben der Verbraucher, die durch die Inflation belastet sind. Walgreens verwies am Donnerstag auf verstärkte Preisnachlässe und Diebstähle, die die US-Einzelhandelsmargen beeinträchtigen.

„Im US-Einzelhandel für Apotheken haben wir weiterhin Druck auf den US-Konsumenten erlebt. Unsere Kunden sind zunehmend wählerisch und preissensibel bei ihren Einkäufen geworden“, sagte CEO Tim Wentworth gegenüber Analysten. Er deutete auch an, dass ein möglicher Verkauf oder Börsengang von Boots UK vom Tisch sei.

Das Unternehmen meldete für das dritte Quartal, das im Mai endete, einen bereinigten Nettogewinn von 545 Millionen US-Dollar, ein Rückgang um 36,5 Prozent im Vergleich zu 860 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Walgreens senkte seine Prognose für den Jahresgewinn je Aktie um etwa 12 Prozent.

Die Aktien von Walgreens, die bis Mittwoch im Jahresverlauf um 45 Prozent gefallen waren, fielen am Donnerstagnachmittag um bis zu 25 Prozent. Die Aktien der Konkurrenzkette CVS sanken um 4,7 Prozent.

Wentworth, ein ehemaliger Krankenversicherungsexperte, trat im Oktober letzten Jahres an die Spitze von Walgreens und ersetzte Rosalind Brewer, die in ihren zweieinhalb Jahren im Amt einen starken Rückgang des Aktienkurses zu verzeichnen hatte.

Brewer war von Stefano Pessina, dem Vorstandsvorsitzenden, der die Walgreens Boots Alliance gegründet hatte und weiterhin ihr größter Aktionär ist, von Starbucks abgeworben worden.

„Wir sind an einem Punkt, an dem das derzeitige Apothekenmodell nicht nachhaltig ist, und die Herausforderungen in unserem operativen Umfeld erfordern, dass wir den Markt anders angehen“, sagte Wentworth.

„Veränderungen sind unausweichlich“ für die 25 Prozent der US-Filialen, die nicht zum operativen Gewinn von Walgreens beigetragen haben, sagte Wentworth den Analysten, wobei ein bedeutender Teil davon in den nächsten drei Jahren geschlossen wird.

Manmohan Mahajan, Chief Financial Officer von Walgreens, sagte, das Unternehmen habe bereits in den letzten zehn Jahren 2.000 Standorte geschlossen.

Walgreens hob den Beitrag von Boots zur internationalen Sparte hervor, insbesondere das Wachstum im Einzelhandelsumsatz. Vergleichbare Einzelhandelsumsätze stiegen im Berichtszeitraum um 6 Prozent, angetrieben durch Schönheitsmarken und eine größere Anzahl von Kunden, die die Geschäfte besuchten.

Das in Nottingham ansässige Unternehmen ist seit 2014 vollständig im Besitz von Walgreens. Spekulationen über die zukünftige Eigentümerschaft begannen im Januar, als Wentworth sagte, dass alle strategischen Optionen geprüft würden, um nachhaltigen langfristigen Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen.

Walgreens hatte zuvor Pläne zum Verkauf des 175 Jahre alten Unternehmens aufgegeben und erklärt, dass, obwohl das Interesse „signifikant“ gewesen sei, die Gebote das potenzielle Wertpotenzial nicht widerspiegelten.

Wentworth sagte am Donnerstag: „Unsere Überprüfung von Boots UK hat gezeigt, dass wir attraktive Optionen haben, um Wert in diesem Geschäft freizusetzen. Obwohl wir glauben, dass es zum richtigen Zeitpunkt großes Interesse an Boots gibt, bleiben dessen Wachstum, strategische Stärke und Cashflow wichtige Beiträge für das Unternehmen.“

„Wir sind weiterhin bestrebt, in Boots UK zu investieren und innovative Wege zu finden, um das Potenzial dieses Geschäfts zu erfüllen“, fügte er hinzu.