Rückgang der Apotheken in Deutschland erreicht alarmierendes Ausmaß

7.6.2024, 15:30

Zahl der Apotheken in Städten sinkt rapide – Verbände fordern mehr Geld und keine Lauterbach-Reform.

Eulerpool News 7. Juni 2024, 15:30

In Deutschland nimmt die Zahl der Apotheken stetig ab. Nach Angaben der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (Abda) haben allein im vergangenen Jahr 500 Apotheken geschlossen. Dies entspricht etwa der Gesamtzahl an Apotheken in Thüringen. Innerhalb von 20 Jahren hat somit ein Fünftel der Apotheken aufgegeben. Der Apothekendienstleister Noventi meldet, dass seit Jahresbeginn weitere 142 Schließungen hinzugekommen sind. Am Freitag planen die Pharmazeuten beim diesjährigen »Tag der Apotheke« bundesweit Aktionen, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. »Die Versorgung der Menschen ist in Gefahr«, warnt Verbandschefin Gabriele Overwiening.

Noventi weist darauf hin, dass der Schließungstrend vor allem städtische Gebiete betrifft, während der ländliche Raum weniger betroffen ist. In vielen Städten können Bürger auf andere Apotheken ausweichen, auf dem Land müssen sie im Falle einer Schließung jedoch weite Wege in Kauf nehmen.

Der Apothekerverband und die Apothekengewerkschaft Adexa fordern eine spürbare Erhöhung des seit 2013 unveränderten Honorars von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Arzneimittel. »Pro Tag verschwindet mehr als eine Apotheke vom Markt, die genaue Zahl ist 1,36«, sagte Mark Böhm, Vorstandsmitglied von Noventi. »2023 gab es nur noch 17.571 Apotheken in Deutschland.« Noventi übernimmt unter anderem die Abrechnung von Rezepten und betreut nach eigenen Angaben 8000 Apotheken. Eigentümer ist der Verein FSA, ein Zusammenschluss von Apotheken.

Deutschland steht laut Apothekerverband bei der Verfügbarkeit von Apotheken erheblich schlechter da als der europäische Durchschnitt. »Während im Schnitt 32 Apotheken in der EU 100.000 Bürgerinnen und Bürger versorgen, sind es in Deutschland nur noch 21«, kritisiert Overwiening.

Seit Jahren gibt es Bemühungen, den Apothekenbereich umzubauen. Die Forderungen der Apotheker nach höheren Honoraren stehen dabei einem gesetzlichen Gesundheitswesen gegenüber, dessen Ausgaben durch den demografischen Wandel bereits deutlich steigen. Dies hat in den vergangenen Jahren zu spürbaren Beitragserhöhungen für gesetzlich Versicherte geführt.

Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), künftig auch »Apotheken light« ohne Apotheker zuzulassen, stoßen sowohl beim Apothekerverband als auch bei Noventi auf scharfe Ablehnung. »Wenn die derzeit angedachten Eckpunkte des Bundesgesundheitsministeriums Realität werden, wird die Versorgung vor Ort in einem noch nie dagewesenen Maß ausgedünnt, ja sogar ganz aufs Spiel gesetzt«, warnt Overwiening. »Das bedeutet den Wegfall der Kernstruktur, der Kernkompetenz der Arzneimittelversorgung in Deutschland.« Menschen, die auf Betäubungsmittel oder in den Apotheken selbst hergestellte Arzneimittel angewiesen sind, könnten dann nicht mehr versorgt werden.

Die alarmierende Entwicklung zeigt, wie dringend Maßnahmen erforderlich sind, um die Apothekenlandschaft in Deutschland zu stabilisieren und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung zu sichern.

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