Novartis bringt neue Hoffnung für Kinder

Kinder mit Spinaler Muskelatrophie Typ 2 könnten bald von einer bahnbrechenden Therapie profitieren – und Novartis revolutioniert erneut die Behandlung seltener Krankheiten

31.12.2024, 08:30
Eulerpool News 31. Dez. 2024, 08:30

Die Diagnose „Spinale Muskelatrophie“ (SMA) ist ein Schicksalsschlag für jede Familie. Der Gedanke, dass ein genetischer Defekt grundlegende Bewegungsfähigkeiten und sogar das Atmen gefährdet, lässt Eltern oft hilflos zurück. Novartis, der Schweizer Pharmariese, hat jedoch erneut Grund zur Hoffnung geliefert.

In einer fortgeschrittenen Studie zeigte ein experimentelles Medikament signifikante Verbesserungen der motorischen Fähigkeiten bei Kindern mit SMA Typ 2. Diese Form der Krankheit betrifft typischerweise Kinder, die zwar sitzen, aber nie eigenständig laufen konnten.

Ein Medikament, das Leben verändern könnte

Die neue Behandlung basiert auf der aktiven Substanz von Zolgensma – dem bahnbrechenden Genheilmittel, das vor fünf Jahren die erste potenzielle Heilung für Säuglinge mit SMA darstellte. Während Zolgensma für Babys entwickelt wurde, zielt das neue Medikament auf ältere Kinder ab, die bisher keine Behandlung erhalten haben. Der entscheidende Unterschied? Die Verabreichungsmethode. Novartis erweitert damit sein Portfolio in einem der profitabelsten Nischenmärkte der Medizin: Therapien für seltene Krankheiten.

Zolgensma war schon bei seiner Markteinführung 2019 ein Meilenstein – nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch. Mit einem Preis von 2,1 Millionen US-Dollar in den USA wurde es das erste Medikament, das die Schallmauer von einer Million US-Dollar durchbrach. Auch die neue Therapie dürfte eine hohe Preiskategorie anstreben, da die Kosten für solche lebensrettenden Therapien in der Regel weit über denen herkömmlicher Behandlungen liegen.

Die Wissenschaft hinter der Hoffnung

Spinale Muskelatrophie wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst, bei dem das Gen, das für die Herstellung eines lebenswichtigen Proteins für Nervenzellen verantwortlich ist, fehlt oder beschädigt ist. Die Folgen sind verheerend: Der Verlust der Muskelfunktion beeinträchtigt grundlegende Fähigkeiten wie Atmen, Schlucken und Bewegen.

In der aktuellen Studie wurde die Wirksamkeit der neuen Therapie mit einer sogenannten „Sham-Kontrolle“ verglichen – einem Placebo-ähnlichen Verfahren, das die Verabreichung einer aktiven Behandlung simuliert. Die Ergebnisse? Laut Novartis vielversprechend. Konkrete Daten will der Konzern jedoch erst im nächsten Jahr auf einer medizinischen Konferenz präsentieren und mit den Zulassungsbehörden besprechen.

Der Kampf der Pharmariesen

Während Novartis-Aktien in der frühen Zürcher Börsensitzung stabil blieben, hat das Unternehmen in den letzten zwölf Monaten eine solide Performance hingelegt: Ein Plus von 4,4 % – besser als der Schweizer Rivale Roche und der Bloomberg Europe Pharmaceutical Index. Doch der Wettbewerb bleibt hart. Mit Roche als direktem Konkurrenten im Bereich SMA und einem Markt, der hohe Preise kritisch hinterfragt, steht Novartis vor der Herausforderung, medizinische Innovation und wirtschaftliche Vertretbarkeit zu vereinen.

Warum diese Entwicklung wichtig ist

Die Fortschritte bei der Behandlung von SMA stehen exemplarisch für die wachsende Bedeutung von Gentherapien in der modernen Medizin. Sie bieten nicht nur Hoffnung für Betroffene, sondern werfen auch ethische und wirtschaftliche Fragen auf: Was ist der Wert eines Lebens? Wie hoch dürfen die Kosten für eine Therapie sein, die Leben rettet oder grundlegend verbessert?

Novartis hat erneut bewiesen, dass es bereit ist, an der Grenze zwischen Wissenschaft und Ethik zu operieren – und damit die Zukunft der Medizin mitzugestalten. Die Kinder, die von dieser neuen Therapie profitieren könnten, sind nicht nur Patienten. Sie sind Zeugnisse eines medizinischen Durchbruchs, der zeigt, wie weit wir in der Behandlung seltener Krankheiten gekommen sind – und wie weit wir noch gehen können.

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