Der US-Ölkonzern Abbott Laboratories und die Reckitt Benckiser-Tochter Mead Johnson haben in den USA einen juristischen Sieg errungen. Eine Jury entschied, dass die Unternehmen nicht verantwortlich sind für die Darmerkrankung eines kleinen Jungen, nachdem ihnen vorgeworfen wurde, nicht ausreichend auf die Risiken ihrer Säuglingsnahrung bei Frühchen hingewiesen zu haben.
Dieses Urteil weicht von früheren Entscheidungen ab. Im Juli musste ein Geschworenengericht Abbott zu einer Zahlung von 495 Millionen US-Dollar verurteilen, während Reckitt Benckiser im März für den Tod eines Frühchens, das Enfamil-Säuglingsnahrung erhielt, mit 60 Millionen US-Dollar belegt wurde. Trotz dieser Rückschläge haben beide Unternehmen bislang knapp 1.000 ähnliche Klagen abgewehrt.
Die jüngsten Urteile führten zu einer positiven Reaktion an den Börsen. Die Aktie von Reckitt stieg im Londoner Handel zeitweise um 7,43 Prozent auf 50,32 Pfund, während die an der NYSE notierte Aktie von Abbott um 4,93 Prozent auf 118,96 US-Dollar zulegte. Diese Kursgewinne spiegeln das Vertrauen der Anleger wider, dass die Unternehmen ihre rechtlichen Herausforderungen erfolgreich meistern können.
Reckitt Benckiser reagierte auf die juristischen Entwicklungen, indem die Muttergesellschaft ankündigte, einige ihrer Marken zu verkaufen und die Tochter Mead Johnson einer strategischen Prüfung zu unterziehen. Diese Maßnahmen sollen die finanzielle Stabilität stärken und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern.
Finanzanalysten bewerten den juristischen Erfolg der beiden Unternehmen unterschiedlich. Der UBS-Experte Guillaume Delmas bezeichnete den Sieg als den ersten gewonnenen NEC-Prozess, nachdem beide Firmen zuvor in ähnlichen Fällen Verluste hinnehmen mussten. „Die Entscheidung zeigt, dass Abbott und Mead Johnson ihre Position gegenüber den Klägern stärken konnten, trotz der zahlreichen anhängigen Klagen“, erklärte Delmas.
CEO von Abbott Laboratories betonte in einem Statement, dass die Unternehmen weiterhin an der Qualität und Sicherheit ihrer Produkte festhalten und die rechtlichen Ergebnisse als Teil eines umfassenden Bemühens um Transparenz und Verantwortung ansehen. „Wir sind erleichtert über das heutige Urteil und werden unsere Anstrengungen fortsetzen, um das Vertrauen unserer Kunden und Partner zu erhalten“, sagte er.
Trotz des juristischen Erfolgs stehen die Unternehmen weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Die hohe Anzahl laufender Klagen und die strategischen Anpassungen von Reckitt Benckiser signalisieren, dass die rechtlichen Auseinandersetzungen noch lange nicht abgeschlossen sind. Anleger und Marktbeobachter werden die weiteren Entwicklungen genau verfolgen, um die langfristigen Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit und die Marktposition der beiden Konzerne einzuschätzen.