Economics
Unternehmen verlagern Investitionen: US-Wirtschaft lockt mit Steuervorteilen und Wachstumschancen
US-Wachstum und niedrige Steuern locken europäische Unternehmen, während Trumps Zölle Produktionsverlagerungen auslösen.

Internationale Unternehmen reagieren auf die wirtschaftspolitischen Signale aus Washington und verstärken ihre Präsenz in den USA. Geplante Zölle auf Importe, die US-Präsident Donald Trump bereits ab diesem Wochenende erheben könnte, treiben insbesondere europäische Konzerne zu einem strategischen Umbau ihrer Lieferketten.
LVMH-Chef Bernard Arnault und Shell-CEO Wael Sawan gehören zu den hochrangigen Managern, die verstärkte Investitionen in den USA in Aussicht stellen. Arnault, dessen Konzern den Großteil seiner Luxusprodukte in Frankreich und Italien herstellt, hat bereits drei Louis-Vuitton-Werkstätten in den USA eröffnet und Milliarden in die Übernahme des US-Juweliers Tiffany investiert. „Wir werden von den US-Behörden stark ermutigt, weiter Werkstätten aufzubauen“, sagte er diese Woche. Nach seinem Besuch in Washington bezeichnete Arnault die wirtschaftliche Stimmung in den USA als „Wind des Optimismus“, während ihn die Rückkehr nach Frankreich „wie eine kalte Dusche“ traf.
Auch Shell plant eine Expansion in den USA. CEO Sawan betonte die Vorteile günstiger Energiekosten, niedrigerer Steuern und eines unternehmensfreundlichen regulatorischen Umfelds. „Wir erwarten weiteres Wachstum in den USA, da die Rahmenbedingungen Investitionen begünstigen“, erklärte er. Trumps wirtschaftspolitischer Kurs, der mit dem Versprechen „drill, baby, drill“ auf eine aggressive Nutzung heimischer Ölreserven setzt, beflügelt die Branche zusätzlich.
Nicht nur Energie- und Luxusgüterunternehmen passen ihre Strategien an. Automobilhersteller wie Hyundai und Stellantis verlagern Produktionskapazitäten in die USA, um potenzielle Zölle zu umgehen. Hyundai-Manager Zayong Koo kündigte an, dass der Konzern seine Produktion lokalisieren werde, um die Auswirkungen der Handelsmaßnahmen zu minimieren. Stellantis-Vorsitzender John Elkann verbrachte mehrere Tage in Washington, bevor das Unternehmen eine 5-Milliarden-Dollar-Investition in den USA ankündigte – wenige Wochen nachdem eine geplante Stellenstreichung in einem Jeep-Werk in Ohio zurückgenommen wurde.
Während europäische Unternehmen um Investitionssicherheit ringen, räumt die EU ein, dass überbordende Regulierung ein Standortnachteil ist. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen warnten in einem Gastbeitrag der Financial Times, dass hohe Energiekosten und bürokratische Hürden Europa als Investitionsstandort unattraktiver machten. Die wirtschaftspolitische Neuausrichtung der USA zwingt europäische Unternehmen zum Handeln – wer seine Produktionskapazitäten nicht rechtzeitig anpasst, riskiert massive Wettbewerbsnachteile.