Die Auseinandersetzung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Einzelhandel hält weiterhin an, ohne eine Annäherung in Sicht. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, plant die Gewerkschaft Ver.di nun weitere Warnstreiks. Diese könnten wieder zu langen Schlangen an den Kassen und leeren Regalen führen. Ver.di hat für diesen Freitag erneut Zehntausende Mitarbeiter im Einzel- und Großhandel dazu aufgerufen, bundesweit die Arbeit niederzulegen.
Die Gewerkschaft betonte, dass trotz mehrmonatiger Verhandlungen in13 Regionen immer noch kein Tarifabschluss oder verbessertes Angebot seitens der Arbeitgeber vorliegt. Auch die Gespräche der letzten Woche in verschiedenen Bundesländern haben zu keinem Durchbruch geführt. Die Forderungen von Ver.di nach höheren Löhnen und Gehältern für Millionen Beschäftigte stehen weiterhin im Mittelpunkt der Verhandlungen, getrennt für den Einzel- und Großhandel. Im Einzelhandel fordert Ver.di unter anderem eine Erhöhung der Löhne um 2,50 Euro pro Stunde in allen Regionen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten.
Je nach Bundesland gibt es zusätzliche Forderungen. Im Großhandel verlangt die Gewerkschaft eine Gehaltserhöhung um 13 Prozent bzw. 425 Euro, abhängig vom Tarifgebiet.
Die Arbeitgeber argumentieren, dass die Lage im Handel weiterhin angespannt sei. Angesichts der festgefahrenen Situation hat sich vor einigen Wochen der Handelsverband Deutschland (HDE) eingeschaltet und den Unternehmen empfohlen, die Entgelte bereits vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen.
Laut einem Beschluss des HDE-Ausschusses für Tarifpolitik haben tarifgebundene Unternehmen seit dem 1. Oktober die Möglichkeit, "freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen". Einige Handelsunternehmen wie die Rewe-Gruppe haben dieser Empfehlung bereits Folge geleistet. Ver.di hat jedoch die vom HDE vorgeschlagene Erhöhung als zu gering zurückgewiesen.
"Für eine Verkäuferin bedeutet dies eine Erhöhung von nur 92 Cent pro Stunde, was zu einem Reallohnverlust führt. Die Beschäftigten verdienen ohnehin schon niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst diese zusätzlich auf", kritisiert Ver.di-Chef Frank Werneke Mitte September.