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Volkswagen kündigt erstmals seit 87 Jahren Werksschließungen und Gehaltskürzungen an
Volkswagen plant erstmals seit fast neun Jahrzehnten die Schließung deutscher Werke und Gehaltskürzungen, um den Herausforderungen des globalen Marktes entgegenzutreten.
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Volkswagen plant die Schließung von mindestens drei deutschen Werken, den Abbau von Zehntausenden Arbeitsplätzen und eine Gehaltskürzung von 10 %, wie der Vorsitzende des Betriebsrats, Daniela Cavallo, am Montag mitteilte. Diese drastischen Maßnahmen markieren das erste Mal in der 87-jährigen Firmengeschichte, dass in Deutschland Produktionsstätten geschlossen werden sollen.
Die Entscheidung kommt inmitten intensiver Konkurrenz in China, rückläufiger Verkaufszahlen in anderen wichtigen Märkten und der kostspieligen Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Volkswagen hat bereits in den letzten drei Monaten zwei Gewinnwarnungen herausgegeben, was die Dringlichkeit der notwendigen Restrukturierungen unterstreicht. Geschäftsführer Oliver Blume sieht sich gezwungen, radikale Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns zu sichern.
„Wir müssen unsere globale Geschäftstätigkeit optimieren und die Kosten senken“, erklärte Blume. Der betroffene Produktionsstandort gehört zu den zehn Werken, die hauptsächlich die Kernmarke VW beliefern. Thomas Schäfer, Leiter der VW-Marke, betonte, dass die deutschen Werke doppelt so hohe Betriebskosten wie die Konkurrenz aufweisen und die Einnahmen aus den Fahrzeugverkäufen zu gering seien, um die steigenden Kosten für Energie, Materialien und Personal langfristig zu decken.
Der Betriebsrat, der die Hälfte der Aufsichtsratsmandate innehat, fordert eine Rücknahme der Pläne innerhalb von zwei Tagen. Cavallo droht mit Streiks, sollte die Geschäftsführung den Kurs nicht ändern. „Oliver Blume spielt mit dem Risiko, dass wir die Gespräche abbrechen und die Belegschaft handeln muss, um unsere Existenz zu sichern“, sagte sie.
Die Reaktion der Gewerkschaften ist entschieden. Thorsten Gröger, Verhandlungsführer bei IG Metall, warnt vor massivem Widerstand: „Diese Kürzungen werden eine Widerstandsbewegung auslösen, die wir uns nicht vorstellen können.“ Gleichzeitig kritisieren Politiker die Managemententscheidungen von Volkswagen, wobei der Sprecher der Bundesregierung betont, dass Fehlentscheidungen der Führungsebene nicht auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden dürfen.
Matthias Schmidt, unabhängiger Autoanalyst, prognostiziert nach den kommenden Verhandlungen die Schließung von zwei Werken. „Volkswagen nutzt politische Manöver, um die gewünschten Bedingungen durchzusetzen“, so Schmidt.
Die Herausforderungen in China verschärfen die Situation zusätzlich, da lokale Marken wie BYD Marktanteile gewinnen. Porsche, mehrheitlich im Besitz von Volkswagen, verzeichnete im letzten Quartal einen Gewinnrückgang von 41 %.
Volkswagen rechnet nun mit einer operativen Gewinnmarge von etwa 5,6 % für 2024, gesunken von der früheren Prognose von 6,5 bis 7 %. Die Aktien des Konzerns schlossen am Montag um 1 % niedriger.