Vanguard, der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter, will verstärkt in den aktiven Anleihemarkt einsteigen. CEO Salim Ramji sieht in diesem Segment „außergewöhnliche Ineffizienzen und Chancen“. Während Vanguard bislang vor allem für sein Aktiengeschäft bekannt ist, wird der Ausbau im Bereich festverzinslicher Wertpapiere zur Priorität erklärt. Etwa 10 Prozent der derzeit verwalteten Vermögenswerte von 9,7 Billionen US-Dollar sind in aktive Anleihefonds investiert.

Ramji, der seit Juli die Leitung von Vanguard innehat, äußerte sich auf einer Konferenz der Financial Times und kritisierte den Anleihemarkt als „veraltet, intransparent und teuer“. Er sieht darin eine Gelegenheit, mit der Stärke von Vanguard die Dynamik in diesem Markt zu verändern. Ziel sei es, die Kosten zu senken und die Transparenz zu erhöhen – ähnlich wie Vanguard es bereits im Aktienmarkt mit seinen kostengünstigen Produkten geschafft hat.

Ramji betonte, dass der Anleihemarkt in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werde, insbesondere da immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen. „Die Ineffizienzen im Anleihemarkt sind außergewöhnlich“, sagte Ramji. So kosten Vanguards aktiv verwaltete Anleihefonds lediglich 14 Basispunkte, deutlich weniger als bei anderen aktiven Anbietern.

Dieser Schritt könnte die Anleihebranche erschüttern, da Vanguards Vorstoß wahrscheinlich zu einem Preiswettbewerb führen wird. Während das Unternehmen bereits das Aktiengeschäft revolutioniert hat, könnte der Fokus auf Anleihen ähnliche Auswirkungen haben. Beobachter wie Dan Sotiroff von Morningstar sehen diesen Schritt als konsequente Fortsetzung der bereits begonnenen Expansion in den Anleihemarkt.

Vanguard ist bekannt für seine günstigen Indexfonds und hat 80 Prozent seiner Vermögenswerte in passiven Fonds angelegt. Der Vorstoß in den aktiven Anleihemarkt kommt zu einer Zeit, in der das Unternehmen sowohl von der politischen Linken als auch Rechten in den USA wegen seiner Größe und seines Einflusses auf den Markt unter Druck steht.

Zusammengefasst zeigt dieser Schritt, dass Vanguard sich darauf vorbereitet, den festverzinslichen Markt zu verändern – ähnlich wie es bereits im Aktienbereich gelungen ist.