Übernahme der T-Mobile-US durch die Deutschen Telekom in Gefahr

23.5.2023, 08:00

Die Übernahme der T-Mobile-US war einst eines der Hauptziele von Tim Höttges, steht nun aufgrund von Kursgewinnen aber auf der Kippe

Eulerpool News 23. Mai 2023, 08:00

Timotheus Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom, sah es als eines der zentralen Projekte der vergangenen Jahre, die Kontrolle über die wichtige US-Tochter T-Mobile US auf Dauer sicherzustellen.

Um dieses Ziel zu erreichen, galt es, den Anteil der Telekom an der Tochter von 43,2 Prozent auf über 50 Prozent zu erhöhen. Ein schwieriges Unterfangen, denn T-Mobile US erfreut sich großer Erfolge, weshalb der Kurs der Aktie stetig gestiegen ist und somit an Wert gewonnen hat. Mittlerweile ist die Tochter das wertvollste Telekomunternehmen der Welt.

Dem zuständigen Telekom-Vorstand Thorsten Langheim standen somit zwei Schwierigkeiten im Weg: Zum einen konnte er nicht einfach ungebremst Aktien der teuren Tochter zukaufen, zum anderen explodierten in der Heimat gerade die Investitionskosten, sodass die Bonität nicht gefährdet werden durfte. Diesem Dilemma begegnete Langheim mit Erfindergeist und ging mehrere Deals mit dem notorisch klammen Softbank ein, um T-Mobile-Aktien unter Wert zu erstehen. So sicherte er der Telekom die Option, auch künftig 45 Millionen T-Mobile-Papiere zu einem niedrigen Kurs von Softbank zu kaufen.

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung tauschte die Telekom dann rund 225 Millionen neue, eigene Aktien gegen 45 Millionen weitere T-Mobile Papiere. So gelang Langheim fast das Ziel, die 50-Prozent-Schwelle zu erreichen. Dank des milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms von T-Mobile stieg dann im Mai der Anteil der Telekom auf 50,4 Prozent.

Doch die Mehrheit ist derzeit fragiler als sie scheint. Denn Softbank-Chef Masayoshi Son hatte sich seinerzeit einen „True-up“ genannten Mechanismus ausbedungen, der erst Ende 2025 ausläuft. Demnach bekommt Softbank neue Aktien ausgeschüttet, wenn T-Mobiles Kurs über mehrere Wochen gewisse Erfolgsschwellen überschreitet. Sollte der Kurs 45 Tage lang über 150 US-Dollar notieren, wären fast 50 Millionen neue Aktien fällig.

Höttges' dünne Mehrheit wäre wieder dahin. Um sie zurückzugewinnen, müsste er abwarten, bis T-Mobile die Aktien anteilig wieder aus dem Markt saugt – oder selbst zukaufen, was wahrscheinlicher, aber in einer Hausse besonders teuer wäre.

Höttges' Traum von einer nachhaltigen Mehrheit an T-Mobile US könnte also schon bald wieder platzen. Eine mindestens eigenwillige Mechanik, die die Telekom derzeit dazu zwingt, ein besonderes Interesse daran zu haben, dass der Kurs ihrer wesentlichsten Beteiligung nicht weiter steigt, während ihr US-Management auch über den Wertzuwachs ebendieser Aktie incentiviert wird. Die Uhr tickt: 2024 läuft eine weitere Vereinbarung mit den Japanern aus. Dann ist Son frei und muss seine T-Mobile-Aktien nicht mehr an Höttges verkaufen.

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